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Multimediales Teufelszeug

12. August 2002

Israel, das "Silicon Valley" des Nahen Ostens, ist ein hoch technologisiertes Land. Doch ultraorthodoxe Juden, die einen Computer kaufen, müssen damit rechnen, dass die Sittenpolizei bei ihnen in der Tür steht.

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Was auf dem Computer 'koscher' ist, bestimmt der SittenwächterBild: AP

Ein Computer mit CD-Laufwerk und Modem ist jedem ultra-orthodoxen Sittenwächter in Israel verdächtig: Das Internet und die handelsüblichen CD-ROMs gelten als des Teufels, denn sie gehen nicht mit den strengen Moralvorstellungen konform.

Da aber 80 Prozent der ultra-orthodoxen jüdischen Haushalte einen Computer besitzen, entstand in den vergangenen Jahren eine ganze Industrie, die sich darauf spezialisiert hat, 'koschere' Filme und Talk-Shows zu produzieren, die den konservativen religiösen Ansichten gerecht werden.

Rigorose Wächter

Die Sittenwächter sind nicht eben zimperlich, wenn es darum geht, die 'Sünden' westlicher Prägung zu unterbinden: Computerbesitzer werden öffentlich beschimpft, Rechner und Software beschlagnahmt, CD-ROM-Laufwerk und Modem kurzerhand aus dem Computer ausgebaut.

"Wir leben in einer zügellosen Generation, wie wir sie seit den Tagen der Sintflut nicht gesehen haben", heißt es in der Erklärung eines Rabbiner-Gerichts zu Computern. "Das moderne Zeitalter überschwemmt unsere Straßen mit der Kultur der Sünder: Internet, Filme, Computerspiele, weltliche Lieder. Die Modernisierung hat unsere Straßen in die Hölle verwandelt."

Computer: Vom Arbeitsmittel zum Spielzeug

Computer hielten in die religiöse Gesellschaft Israels zunächst als unentbehrliche Arbeitsgeräte Einzug. Die Hochtechnologie-Industrie des Landes wurde oft mit der im Silicon Valley in den USA verglichen. Aber der Weg vom Arbeitsmittel zum Mittel für Spaß und Erholung war nur ein kleiner Schritt. Doch nicht alle ultra-orthodoxen Juden geben sich rückwärtsgewandt. Ihr Argument: "Man kann sich dem Fortschritt nicht in den Weg stellen." (arn)