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Mullah Mansur, der Führer der Taliban

Shirmohammadi, Reza/Saifullah Masood/gh3. Dezember 2015

Bei einem internen Streit soll der Anführer der afghanischen Taliban, Mullah Mansur, angeschossen worden sein. Über seinen gesundheitlichen Zustand gibt es unterschiedliche Aussagen.

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Mullah Mansur (Foto: EPA)
Bild: picture-alliance/dpa/Afghan Taliban Militants

Sultan Faizy, Sprecher des afghanischen Vizepräsidenten General Dostum, sagte der Deutschen Welle, dass Mullah Mansur bei einem Treffen schwer verletzt worden sei und in einem Krankenhaus behandelt werde. Ein Streit in der pakistanischen Stadt Quetta sei eskaliert, so Faizy. Dabei hätten Mullah Abdullah Sarhadi und Mullah Mansur ihre Waffen gezogen und aufeinander geschossen. Abdullah Sarhadi, der lange Jahre im US-Gefängnis auf Guantanamo verbrachte, sei auf der Stelle tot gewesen, Mansur schwer verletzt. "Sein Zustand war so schlecht, dass wir davon ausgehen müssen, dass er nicht mehr lebt." Ein Sprecher der Taliban dementierte dagegen, dass es einen Streit gegeben habe und der sogenannte Amir, der Führer, verletzt worden sei.

Neue Führung, neuer Stil

Seit Juli 2015 ist bekannt, dass Mullah Mohammad Akhtar Mansur, geboren in den 1960er Jahren, der neue Anführer der extremistischen Taliban in Afghanistan ist. Sein Vorgänger, Mullah Omar, starb nach Medienberichten bereits im April 2013. Jedoch wurde die Todesnachricht erst 2015 durch die Taliban und westliche Geheimdienste bestätigt.

Anhänger vom Mullah Mansur in Afghanistan (Foto: Getty Images/AFP/J. Tanveer)
Anhänger von Mullah Mansur in AfghanistanBild: Getty Images/AFP/J. Tanveer

"Mansurs Ansatz für die Taliban ist pragmatischer im Vergleich zu seinen Vorgängern", sagt der ehemalige Talib, Wahid Muzhada, der Deutschen Welle. "2013 gelang es ihm, andere Talibanführer zu überzeugen, ein Verbindungsbüro in Katar einzurichten, um mit dem Westen Gespräche zu führen." Das Büro wurde 2013 geschlossen, da der ehemalige Präsident von Afghanistan, Hamid Karsai, nicht bereit war, mit dem Büro der sogenannten "Islamischen Emirate von Afghanistan" zu verhandeln. Dies habe aber die Position von Mansur nicht verändert, der nach wie vor überzeugt sei, dass die Taliban mit der Welt in Verbindung bleiben müssten, sagt Muzdha. Mansur habe bereits einige Mitglieder auf Auslandsreisen geschickt.

Luftfahrt-Minister der Taliban

Überlieferungen zufolge schloss sich Akhtar Mansur der Taliban 1994 an, nachdem die extremistische Gruppe die Kontrolle über die südafghanische Provinz Kandahar übernommen hatte. Ende der 90er Jahre war er Minister für Luftfahrt im Taliban-Regime. Nach dem Einmarsch der US-Streitkräfte und dem Zerfall der "Islamischen Emirate von Afghanistan" im Jahr 2001 fand Mansur Zuflucht im benachbarten Pakistan.

International bekannt wurde Mansur, als 2010 sein Doppelgänger als offizieller Vertreter der Taliban den damaligen Präsidenten Hamid Karsai und andere Diplomaten in Kabul traf. Karsai hatte später dementiert, er habe mit dem Doppelgänger verhandelt. 2013 wurde Mansur zum Stellvertreter vom Amir Mullah Omar ernannt.

Mullah Omar starb 2013. (Foto: FBI)
Mullah Omar starb 2013Bild: picture alliance/CPA Media

Siegfried O. Wolf, Forschungsdirektor vom Forum für Demokratie in Südasien (SADF) mit Sitz in Brüssel, glaubt, dass Mansur das Machtvakuum innerhalb der Taliban seit 2013 genutzt habe, um die Führung der Extremisten zu übernehmen. "Er fuhr eine Doppelstrategie. Zum einen setzte er seine Vertrauenspersonen auf wichtige Positionen, zum anderen eliminierte er seine Rivalen. So konnte er sein eigenes Netzwerk als Grundlage seiner Macht ausbauen."

Konfliktpotenzial wächst

Experten vermuten, dass den Taliban jetzt eine Spaltung droht - der Grund: Mansurs Gegner könnten nun von seiner Verletzung profitieren. Diese radikalen Splittergruppen der afghanischen Taliban könnten mit pakistanischer Unterstützung versuchen, die Friedensgespräche mit der Kabuler Regierung zu dominieren. Auch Vertreter der afghanischen Regierung bestätigten, dass die Haltung der Taliban gegenüber Friedensgesprächen uneinheitlich sei. Die letzten Meldungen über den internen Konflikt und die Schießerei deuten darauf hin, dass die Friedensgespräche in Afghanistan weiter aufgeschoben werden.