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Kriegsähnliche Zustände in Donezk

27. Mai 2014

Neue heftige Gefechte in der Ostukraine machen Hoffnungen auf eine Beruhigung der Lage kurz nach der Präsidentschaftswahl zunichte. Bei einer Armee-Offensive gab es viele Tote. Moskau forderte einen sofortigen Stopp.

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Gefechte zwischen Separatisten und Armee um den Flughafen in Donezk (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP

Der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko macht Ernst mit seiner Ankündigung, den Kampf gegen die Separatisten im Osten der Ukraine zu verschärfen. Die Armee liefert sich in der Region Donezk seit Montag heftige Kämpfe mit prorussischen Kräften. Diese meldeten nun, in den letzten 24 Stunden seien mindestens 40 Menschen getötet worden.

Russlands Präsident Wladimir Putin forderte einen sofortigen Stopp der Militäraktion. In einem Telefonat mit Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi sprach er von einer "Strafaktion" Kiews gegen die Aufständischen. Auch sein Außenminister Sergej Lawrow sagte, die Militäraktion müsse umgehend aufhören. Moskau warf Kiew vor, die Streitkräfte im Osten des Landes gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa müsse die Zusammenstöße in Donezk untersuchen.

Zuvor hatte der designierte Staatschef in seiner ersten Rede die Separatisten als Banditen und Terroristen bezeichnet, mit denen man nicht verhandele. Diese wollten die Region "zu einem Somalia" machen, fügte er mit Blick auf das ostafrikanische Bürgerkriegsland hinzu. Das werde er nicht zulassen. Daher werde die "Anti-Terror-Operation" fortgeführt. Gleichzeitig bot er einen Dialog mit Moskau an. Lawrow erklärte nach Angaben von Interfax, seine Regierung sei zu Gesprächen bereit. Die aktuellen Entwicklungen machen aber Hoffnungen auf eine schnelle Lösung des Konflikts zunichte.

Lastwagen mit Separatisten beschossen

Separaristen aus Donezk berichteten, die Regierungstruppen hätten einen Lastwagen beschossen, der mit verletzten Kämpfern vom Flughafen zu einem Krankenhaus in Donezk unterwegs gewesen sei, teilte der Separatisten-Anführer Pawel Gubarew mit. Die Gesundheitsbehörden bestätigten, dass es Tote und Verletzte bei Kämpfen in der Millionenstadt gegeben habe, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. "Der Gegner hat ernste Verluste erlitten, wir haben keine", äußerte der ukrainische Innenminister Arsen Awakow.

Das Internetportal donbass.ua veröffentlichte neben dem Bericht Gubarews auch eine vom ukrainischen Fernsehen in Kiew ausgestrahlte Videobotschaft eines Donezker Bürgers. Dieser berichtete, das Fahrzeug sei von einem Kampfhubschrauber beschossen worden. Zuvor hätten aber Separatisten aus dem Lastwagen heraus Menschen auf der Straße wahllos erschossen - angeblich, um die getöteten Zivilisten für anti-ukrainische Propaganda im russischen Staatsfernsehen zu zeigen. Unabhängige Berichte dazu gibt es nicht.

Separatisten stürmten Flughafen in Donezk

Donezk wird von militanten prorussischen Kräften geführt, die die Kiewer Regierung und auch das Ergebnis der Präsidentenwahl vom Sonntag nicht anerkennen. Mutmaßlich als direkte Reaktion auf die Abstimmung hatten Separatisten am Montag den Flughafen in der Millionenstadt unter ihre Kontrolle gebracht und die Schließung erzwungen. Nach Angaben eines Flughafensprechers waren Vertreter der sogenannten "Volksrepublik Donezk" auf dem Airport-Gelände erschienen und hatten den Abzug ukrainischer Soldaten verlangt.

Regierungstruppen gingen dort daraufhin in einem Großeinsatz gegen prorussische Separatisten vor und eroberten den Flughafen nach eigenen Angaben zurück. Auch in der Millionenstadt Donezk selbst gibt es heftige Kämpfe.

kis/SC (dpa, rtre, ape)