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Moskau will Russlanddeutsche unterstützen

6. September 2007

Um die Auswanderung von Russlanddeutschen aufzuhalten, hat die russische Regierung ein Programm zur deren Unterstützung entwickelt. Mit über 80 Millionen Euro sollen die deutsche Sprache und Kultur gepflegt werden.

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Deutsches Gymnasium in TomskBild: picture-alliance / dpa

Obwohl in Russland jetzt der Wahlkampf beginnt, befassen sich die Behörden des Landes auch noch mit anderen Fragen. So genehmigte zum Beispiel die Regierung ein Programm, das auf die Entwicklung des sozialen und wirtschaftlichen sowie des ethnisch-kulturellen Potentials der Russlanddeutschen abzielt. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt. Laut dem Dokument, das von Premierminister Michail Fradkow unterzeichnet wurde, werden für die Finanzierung des Programms mehr als zwei Milliarden Rubel, umgerechnet etwa 83 Millionen Euro, bereitgestellt.

Deutlich weniger Deutsche in Russland

Nach Angaben des Presseamtes der Regierung der Russischen Föderation leben heute rund 600.000 Russlanddeutsche im Lande. Das heißt, 30 Prozent weniger als 1989. Diejenigen, die sich entschieden haben, nicht in ihre historische Heimat überzusiedeln, wollen mit ihrer Geschichte nicht brechen und bedürfen einer Unterstützung, damit sie ihre Kultur, Sprache und Traditionen erhalten können. Einige Medien hatten fälschlicherweise berichtet, das Programm ziele auf die Rückführung von nach Deutschland übergesiedelten Russlanddeutschen ab.

Bis Ende vergangenen Jahres war in Russland ein Programm des Präsidenten in Kraft, mit dem kulturelle und soziale Projekte unterstützt werden sollten - in Sibirien, im Wolga-Gebiet und in der Altaj-Region, wo kompakte Siedlungen der deutschen Minderheit bestehen. Die gesellschaftlichen Organisationen der Russlanddeutschen baten allerdings die Staatsmacht, ein neues Projekt zu entwickeln. Schließlich entstand das Konzept für das derzeitige Programm.

An wen richtet sich das Programm?

Heinrich Martens, Vorsitzender des Internationalen Verbandes der Deutschen Kultur (IVDK), hat an der Entwicklung des neuen Programms für die Russlanddeutschen mitgewirkt. Er sagte, das Programm unterstütze die Kultur der ethnischen Deutschen in den Gebieten Russlands, wo sie kompakt siedeln. Im Programm sind fünf solcher Gebiete aufgeführt: das Gebiet Uljanowsk, das Gebiet Samara, der nationale deutsche Altaj-Bezirk, der Omsker nationale deutsche Bezirk sowie Nowosibirsk.

"Das Programm sieht 83 Millionen Euro vor, von denen 22 Millionen aus den regionalen Budgets und 61 aus dem föderalen Etat kommen sollen. Im Programm des Präsidenten zur Rückführung von Landsleuten werden die Russlanddeutschen gar nicht erwähnt. Das ist ein völlig anderes Programm, das in keiner direkten Beziehung zu den Russlanddeutschen steht", machte Martens deutlich.

Das Programm zur Rückführung von Landsleuten hat formell bereits begonnen. Mit voller Kraft soll es aber erst ab dem 1. Januar 2008 umgesetzt werden. Nach diesem Programm dürfen Emigranten, einschließlich der Russlanddeutschen, nach Russland zurückkehren. Dieses Programm sieht die Ansiedlung der Menschen vor allem in jenen Gebieten vor, wo Arbeitskräftemangel besteht.

Wiktor Weitz
DW-RADIO/Russisch, 5.9.2007, Fokus Ost-Südost