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Kalter Krieg im ewigen Eis

5. August 2015

Salopp gesagt: Es geht es um viel Kohle - in Form von Öl und Gas. Deshalb greift Russland weiter nach dem Nordpol. Am Meeresgrund hat Moskau längst seine Flagge gehisst.

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Russische Fahne auf dem Meeresgrund am Nordpol (Archivbild: picture-alliance/AP Photo/Association of Russian Polar Explorers)
Seit 2007 auf dem Meeresgrund: Russische Fahne unter der Nordpol-EiskappeBild: picture-alliance/AP Photo/Association of Russian Polar Explorers

Die russische Regierung hat ihren Anspruch auf rohstoffreiche Gebiete in der Arktis untermauert. In einem Schreiben an die UN-Kommission für die Grenzen des Festlandsockels fordert Moskau die Hoheitsrechte über eine Fläche von 1,2 Millionen Quadratkilometer. Das Gebiet umfasst auch den Nordpol - es würde Russland nach eigenen Angaben den Zugang zu fast fünf Milliarden Tonnen fossiler Brennstoffe verschaffen.

Mit dem aktuellen Antrag bekräftigt Moskau eine entsprechende Forderung aus dem Jahr 2002. Damals hatten die Vereinten Nationen weitere Belege von der russischen Regierung verlangt. Ansprüche auf Gebiete in der Arktis, die weiter als 200 Seemeilen von der Landesgrenze entfernt sind, müssen gemäß der UN-Seerechtskonvention durch wissenschaftliche Daten gestützt werden.

Klimawandel heizt den Konflikt an

In den vergangenen Jahren sammelten russische Forscher bei neun Expeditionen Daten, um die Gebietsansprüche zu belegen. Moskau argumentiert, der russische Festlandsockel reiche weit über den 200-Seemeilen-Radius hinaus. Der russische Antrag umfasst den Lomonossow- und den Mendelejew-Rücken, die auch von Dänemark und Kanada beansprucht werden.

Längst tobt in der Arktis ein neuer Kalter Krieg. Denn dort werden riesige Öl- und Gasvorkommen vermutet. Daher erheben auch die beiden Anrainerstaaten USA und Norwegen Gebietsansprüche in der entlegenen Region. Angeheizt wird der Konflikt durch den Klimawandel: Das voranschreitende Abschmelzen des Eises macht die Region für den Frachtverkehr zwischen Atlantik und Pazifik attraktiv.

Mit einer Entscheidung der Vereinten Nationen ist allerdings erst mittelfristig zu rechnen. Ein UN-Sprecher erklärte, mit der Prüfung des 2000 Seiten umfassenden Antrags werde im Februar oder März 2016 begonnen. Nach Einschätzung des russischen Forschers Viktor Pospelow, der an der Studie mitgearbeitet hat, könnte es drei Jahre dauern, bis ein Ergebnis vorliegt.

Erhöhte Militärpräsenz

Die Arktis war unter Präsident Wladimir Putin verstärkt in den Fokus der russischen Regierung gerückt. Eine kürzlich gegründete Kommission befasst sich mit wirtschaftlichen Projekten in der Region. 2007 hatte Russland für Aufsehen gesorgt, als ein U-Boot unter der Nordpol-Eiskappe eine russische Flagge aus rostfreiem Titan in den Meeresboden rammte. Zudem erhöhte Moskau seine Militärpräsenz in der Arktis.

Naturschützer warnen vor Bohrungen in der Region, die verheerende Auswirkungen auf den Lebensraum haben könnten. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace reagierte alarmiert auf den russischen Vorstoß. Sollten die Ansprüche Moskaus und der anderen Anrainer nicht abgewehrt werden, drohe die Arktis in den kommenden Jahrzehnten von Bohrinseln und Fischereiflotten bevölkert zu werden.

jj/se (dpa, afp)