Mosambik: Finanzwissen mehren – Vertrauen bilden | Regionen | DW | 07.05.2014
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Regionen

Mosambik: Finanzwissen mehren – Vertrauen bilden

Nur jeder fünfte Mosambikaner besitzt ein eigenes Bankkonto. Die Vorteile selbst einfacher Finanzdienstleistungen erreichen insbesondere die Ärmsten des Landes nicht. Die DW Akademie engagiert sich, das zu ändern.

Eine Szene, wie sie sich millionenfach in Mosambik zutragen könnte: Fernando, ein schwer arbeitender Bauarbeiter aus einem kleinen Dorf im Landesinnern, besitzt kein eigenes Bankkonto. Um seinen schmalen Lohn in bar zu erhalten, muss er in die nächstgelegene größere Stadt reisen. Nach einer viereinhalbstündigen Fahrt – je Richtung – hat er bereits rund 6,5 Prozent seines Lohns ausgegeben: nur um ihn überhaupt in Händen zu halten. Zum Vergleich: In den Industriestaaten entspricht dieser Anteil am Lohn etwa den Investitionen der Arbeiter in ihre Altersvorsorge.

Fernando ist ein typisches Beispiel für die Menschen in Mosambik, die meist keinen oder nur sehr eingeschränkten Zugang zu Finanzdienstleistungen haben. Eine Studie aus dem Jahr 2009 belegt, dass etwa 78 Prozent der Einwohner Mosambiks kein eigenes Bankkonto haben. Im südlichen Afrika ist das ist die höchste Rate sogenannter „financial exclusion“, des Ausschlusses von Finanz-Dienstleistungen. Vielfach fehlt es schlicht an einer Bank oder nur einem Bankautomaten in erreichbarer Nähe. „Es mangelt aber auch an Vertrauen in Banken und Geldgeschäfte sowie am Verständnis für die Chancen und Risiken von Finanz-Dienstleistungen“, sagt Helena Ferro de Gouveia, zuständige Projektmanagerin der DW Akademie. Zinsen, Kredite, Sparkonten, Versicherungen, Wechselkurse, Inflation, Überweisungen – lediglich 11 Prozent der Menschen in Mosambik können mit diesen Begriffen etwas anfangen. Das soll sich ändern.

Zusammen mit dem auf kleine und mittlere Unternehmen spezialisierten mosambikanische Beratungsunternehmen ICC (International Capital Corporation) wird die DW Akademie ab Mitte Mai das Projekt „Dinheiro Desenvolve („Money Maters“)“ im Auftrag der Zentralbank Mosambiks und der bundeseigenen Förderbank KfW durchführen. Ziel dieses auf 18 Monate angelegten Vorhabens ist die Verbesserung des Finanzwissen, der „financial literacy“, der mosambikanischen Bevölkerung, der Abbau emotionaler Vorbehalte gegen Banken und Geldgeschäfte und der Schutz der Verbraucher.

„Es geht einerseits darum, durch verlässliche Informationen Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Es geht aber auch darum, Nutzwert-Journalismus zu stärken, der Finanzthemen aufgreift und durch Aufklärung die Verbraucher in die Lage versetzt, informierte Entscheidungen zu ihrem Vorteil zu treffen“, sagt Michael Tecklenburg, Leiter des Teams Afrika der DW Akademie. Die DW Akademie wird daher innerhalb des Projekts ausgewählte Journalisten trainieren, fundiert über Finanzthemen zu berichten – vorwiegend aus Verbraucherperspektive.

Die nahezu einzige Quelle für Informationen über Finanz-Dienstleistungen und zu Finanzprodukten in Mosambik sind bislang die Anbieter der Produkte und Dienstleistungen selbst. Das trägt nicht dazu bei, das Vertrauen der Mosambikaner zu stärken. Leicht zugängliche, verlässliche Informationen bereitzustellen, ist daher zweites wichtiges Ziel des Projekts.

Vorgesehen ist der Einsatz verschiedener Medienformate, die die Bildungsinhalte an die Zielgruppe der ärmeren Bevölkerung auf dem Land und in den Städten vermitteln sollen. In Zusammenarbeit mit Medienpartnern aus Mosambik wird ein mehrteiliges Hörspiel in verschiedenen Regionalsprachen und auf Portugiesisch produziert – eine Mischung aus Unterhaltung und Information, die sich bereits in früheren vergleichbaren Projekten bewährt hat.

„Gerade die Bevölkerung auf dem Land erreichen wir am besten über das Radio. Deshalb stecken wir einen großen Teil unserer Arbeit in dieses Hörfunkprogramm“, sagt Christopher Springate, der auf Seiten der DW Akademie das Projekt leitet. Flankiert wird dieses Radioprogramm von einem Fernsehfilm, der von staatlichen und privaten Sendern ausgestrahlt und zusätzlich auf einer Informationsreise durch das Land vorgeführt werden soll. Ein Bilderbuch mit den Kernbotschaften der Kampagne ergänzt die Reihe und trägt der geringen Alphabetisierungsrate innerhalb der Zielgruppe Rechnung.