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Morddrohungen gegen kroatischen Journalisten

8. Dezember 2005

Nach Berichten über Folter und Ermordung von serbischen Zivilisten in Osijek 1991 hat ein kroatischer Journalist Morddrohungen erhalten. Die Redaktion des Feral Tribune hat die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

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Krieg in Ost-SlawonienBild: AP

Drago Hedl, einer der Redakteure des unabhängigen, kritischen Wochenblattes Feral Tribune aus Split, hat eine briefliche Morddrohung erhalten wegen seiner Artikel über die Ermordung und Misshandlung serbischer Zivilisten in Osijek 1991. Der Brief ging an seine private Adresse. Hedl unterrichtete daraufhin die Polizei. "Der Inhalt des Briefes ist sehr bezeichnend, es heißt wortwörtlich: wir werden Dich und Deinen Levar töten", was bedeutet, dass neben mir auch Menschen bedroht werden, die mit mir Kontakt haben, Menschen, die auch Informationsquellen sind für die Texte, die ich über die Kriegsverbrechen in Osijek geschrieben habe."

Atmosphäre von Angst und Lynch-Justiz

Die Redaktion des Feral Tribune hat die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und eine schnelle Ermittlung sowie Schutz für ihren Redakteur eingefordert. In der Erklärung heißt es weiter, das Spliter Blatt und die kroatische Journalistenvereinigung HND hätten sowohl die europäische als auch die internationale Journalistenvereinigung über die Drohung gegen Hedl, aber auch die Atmosphäre von Angst und Lynch-Justiz, die schon lange in Osijek herrsche, informiert.

Feral Tribune erinnerte daran, dass Drago Hedl im Juli 2005 über eine Zeugenaussage von Krunislav Fehir vor dem Zagreber Gerichtshof berichtet hatte. Fehir beschuldigte in dieser Aussage den Osijeker Politiker Branimir Glavas der Verhaftung und brutalen Folter gegen serbische Zivilisten und der Anordnung der Tötung eines der Opfer. Nach dem Bericht über die Zeugenaussage habe die Hetze gegen Hedl und andere Journalisten, die über diesen Fall berichtet hatten, begonnen, erklärte die Redaktion des Feral Tribune.

Druck auf Journalisten

Der Kroatische Journalistenverband sieht in dieser Morddrohung den Versuch, zusätzlichen Druck auf alle Journalisten auszuüben, die sich den dunkleren Seiten der kroatischen Geschichte der 90er Jahre widmen, ebenso wie auf Zeugen von Verbrechen gegen serbische Zivilisten 1991 in Osijek sowie auf die Stellen, die diese Verbrechen untersuchen. Deshalb sei man auch entsetzt über die Äußerung des Osijeker Bürgermeisters Ante Djapic, der die Namen von zwanzig Menschen öffentlich gemacht hatte, von denen er behauptete, sie hätten Zeugenaussagen zu den Verbrechen gemacht. Bürgermeister Djapic, so heißt es beim HND weiter, erzeuge damit eine Atmosphäre von Angst und Unsicherheit und fordere zur Gesetzlosigkeit auf.

Gordana Simonovic, Zagreb
DW-RADIO/Kroatisch, 8.12.2005, Fokus Ost-Südost