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Mord macht mobil

Wim Abbink26. Mai 2003

Wenn den Krimiliebhaber mörderische Reiselust packt, dann genügt es ihm nicht, sich in den neusten Thriller zu vertiefen. Nein, dann zieht es ihn magisch an die Orte des Verbrechens. Dem Totschlag auf der Spur.

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Auf den Spuren von <br>Sherlock Holmes & Co.Bild: AP

Seit einigen Jahren bedienen Nischenverlage mit speziellen Reiseführern dieses Verlangen der Literaturtouristen. Denn, wer auf der Suche nach Nervenkitzel nicht ziellos durch dunkle Gassen, schaurige Hinterhöfe oder neblige Moore schleichen will, greift zu einem ihrer unzähligen Krimi-Reiseführer. Die Wegweiser zeigen den Lesern die aus den Büchern vertrauten Tatorte.

Gruseliges London

London, die Heimat von Scotland Yard, Sherlock Holmes und Jack the Ripper, ist für Freunde klassischer englischer Krimis ein besonders beliebtes Reiseziel. Hier, zwischen Big Ben und Themse, lassen unzählige Schriftsteller ihre spannenden Plots spielen. Der Autor Gerald Hagemann hat einen Führer über 350 Kriminalschauplätze in der englischen Hauptstadt geschrieben ("London von Scotland Yard bis Jack the Ripper", Eulen Verlag) In zwölf Rundgängen führt er zu Polizeiwachen, Gerichtshöfen, Gefängnissen und Hinrichtungsstätten.

"Tatort Großbritannien" (ebenfalls Eulen Verlag) heißt ein weiteres Buch dieses Autors über Galgen und Galgenvögel. Mit einem seiner beiden Reiseführer in der Hand können problemlos auch noch so undeutliche Spuren von Mördern, zwielichtigen Gestalten und ihren Verfolgern aufgenommen werden.

Blutrünstiges Landleben

In Deutschland ist - zumindest in literarischer Hinsicht - die Eifel die gefährlichste Gegend. In den dunklen Mooren verstecken sich nur allzu gerne Mörder oder verschwinden Opfer, dubiose Nachtgestalten flüchten in die nebelverhangenen Täler. Bekannte Krimiautoren wie Petra Hammesfahr, Ralf Kamp und Jo Pestum nehmen die Eifel als Kulisse für die blutigen Taten "ihrer" Mörder. Michael Preute alias Jacques Berndorf hat den "Tatort Eifel" durch seine Siggi-Baumeister-Reihe zu einer regelrechten Institution gemacht und erhielt dafür 2003 den "Ehrenglauser" des "Syndikats", dem Verband deutschsprachiger Kriminalautoren.

Tatort Eifel Logo
Tatort Eifel

Autor Josef Zierden ist Siggi Baumeister und seinen Kollegen gefolgt und hat einen Wegweiser durch die Welt der Verbrechen geschrieben. In seinem "Eifel Krimi-Reiseführer. Auf den Spuren von Jacques Berndorf und Co." hat er nicht nur gruselige Leichenfundorte und schaurige Schauplätze zusammen gestellt. Darüber hinaus gibt Zierden auf den mehr als 200 Seiten auch Tipps, wo die zahlreichen Kommissare, Detektive und Ermittler gerne einkehren oder einkaufen. Aus rund 120 Eifel-Kriminalromanen von 50 Autoren hat er zu jedem Tatort passende Zitate ausgewählt und in seinem Reiseführer dokumentiert. (KBV Verlag, Hillesheim).

Geschichten und Anekdoten

Nicht mit literarischen, sondern mit echten Tatorten beschäftigt sich die Neuerscheinung "Schaurige Geschichten aus Berlin" des Jaron Verlags. Der Reiseführer in Taschenbuchformat will ganz reale dunkle Geheimnisse der Stadt lüften. So ist zu lesen, dass 1813 der letzte Scheiterhaufen in Berlin brannte, und es wird darauf hingewiesen, wo er aufgeschichtet war. Wem es da nicht schaudert, bekommt vielleicht auf den nächsten Seiten Gänsehaut. Denn da ist zu lesen, dass zwischen 1617 und 1622 insgesamt 34 Frauen als Hexen verbrannt wurden.

"Hessen kriminell" beleuchtet 30 Schauplätze realer Verbrechen, an denen Kriminelle ihre Tat verübten oder gefasst wurden. Insgesamt 28 Autoren beschreiben neben spektakulären Fällen auch unbekannte Verbrechen aus dem Mittelalter bis hin zur Neuzeit - Mord, Raub und Wirtschaftsdelikte. Wenig überraschend taucht die Hauptstadt Frankfurt besonders häufig als Tatort auf, aber auch Darmstadt oder Marburg blieben von Verbrechen nicht verschont. Herausgeber sind Martin Schwarz und Ulrich Sonnenschein (Jonas Verlag, Marburg)

Mord geht durch den Magen

Wunderschöne Aufnahmen sind im Bildband "England und die Detektive" zusammengestellt. Neben ausführlichen Porträts berühmter Ermittler, wie etwa Miss Marple oder Pater Brown, illustrieren kunstvoll inszenierte Fotos von Tina und Horst Herzig das Land, das in seiner Literatur so viele berühmte Detektivfiguren hervorgebracht hat wie sonst keines. Dazu beschreibt unterhaltsam Luise Berg-Ehlers die größten Fälle, Lebensumstände und Eigenarten der teils skurrilen Ermittler (Nicolai Verlag, Berlin). Wer seinem Lieblingsdetektiv noch näher sein will, kann das Lieblingsgericht von Sherlock Holmes oder Inspector Morse nachkochen. Das Buch lüftet die Kochgeheimnisse und präsentiert am Ende der acht Kapitel je ein Rezept.