Mord im Saddam-Hussein-Prozess
21. Oktober 2005Sadun Sughair Al-Dschanabi wurde am Donnerstagabend (20.10.05) von zehn Bewaffneten aus seiner Kanzlei entführt, nur einen Tag nach der Eröffnung des Prozesses vor dem irakischen Sondertribunal. Schon wenige Stunden nach der Geiselnahme wurde seine Leiche gefunden, wie die Polizei nach der formellen Identifizierung am Freitag mitteilte. Er wurde mit zwei Kopfschüssen getötet, seine Leiche wurde bei der Fardus-Moschee in der Nähe seines Büros entdeckt.
Al-Dschanabi hatte in dem am Mittwoch (19.10.05) begonnenen Prozess den ehemaligen Chefrichter des Revolutionsgerichts, Awad Hamid Al-Bander, vertreten. Das Revolutionsgericht hatte 1982 über 143 Einwohner der schiitischen Ortschaft Dudschail die Todesstrafe verhängt. Al-Bander gehört zu den sieben Mitangeklagten im Prozess gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein.
Juristenvereinigung befürchtet Einschüchterung
Die irakische Juristenvereinigung erklärte, die Ermordung Al Dschanabis werde schwere Folgen haben. "Dies wird Anwälte daran hindern, diejenigen zu verteidigen, die aus politischen Gründen festgehalten werden", sagte ein Mitarbeiter der Organisation, Diaa al Saadi. Auch Regierungssprecher Laith Kubba verurteilte den Mord. Er sei weder im Interesse des Verfahrens noch des politischen Prozesses.
Al-Dschanabi saß bei der vom Fernsehen übertragenen Prozesseröffnung zusammen mit zwölf weiteren Verteidigern im Verhandlungssaal. Während von den Staatsanwälten und Richtern aus Sicherheitsgründen nur der Vorsitzende des Sondertribunals öffentlich identifiziert und gefilmt wurde, galten für die Verteidigung keine derartigen Schutzverkehrungen. (kas)