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Modekonzern Escada vor Insolvenz

12. August 2009

Nach einem monatelangen Überlebenskampf steht der Münchner Luxusmode-Konzern Escada endgültig vor der Pleite. Noch in dieser Woche will das Unternehmen Insolvenz anmelden.

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Escada-Logo (Foto: dpa)
Rund 2300 Mitarbeiter sehen einer ungewissen Zukunft entgegenBild: picture-alliance/ dpa

Escada drohe die unmittelbare Zahlungsunfähigkeit, teilte der Konzern am Dienstagabend (11.08.2009) mit. Der Vorstand will daher im Lauf der Woche beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag stellen. Betroffen sind rund 2300 Mitarbeiter.

Zuvor war der letzte Rettungsversuch für das Unternehmen gescheitert: Nur 46 Prozent der Gläubiger hatten das überlebensnotwendige Angebot eines Anleiheumtauschs angenommen. Erforderlich wäre eine Annahmequote von mindestens 80 Prozent gewesen.

Gläubiger sollten auf 60 Prozent ihres Einsatzes verzichten

Escada-Vorstandschef Bruno Sälzer (Foto: AP)
Früher Boss-Chef, seit 2008 bei Escada: Bruno SälzerBild: AP

Die 200 Millionen Euro schwere Anleihe ist eigentlich erst 2012 zur Rückzahlung fällig. Die Anleger sollten gemäß der Umtauschofferte auf 60 Prozent ihres eingesetzten Geldes verzichten, um einen Beitrag zur Entschuldung von Escada zu leisten. Die Annahmefrist war am Dienstagnachmittag abgelaufen.

Weil die Anleihe-Gläubiger nicht mitziehen, ist auch eine geplante Kapitalerhöhung über knapp 30 Millionen Euro durch die Aktionäre hinfällig. Darüber hinaus wird eine Kreditlinie der HypoVereinsbank in Höhe von 13 Millionen Euro nicht verlängert.

Das Votum der Gläubiger sei "aus zwei Gründen bedauerlich", sagte der erst seit gut einem Jahr amtierende Escada-Vorstandschef Bruno Sälzer: "Erstens hatten zuvor alle Interessengruppen - Aktionäre, Banken, Mitarbeiter - ihren Teil zur finanziellen Restrukturierung beigetragen. Zweitens zeigt die Neuausrichtung in der Mode erste positive Ergebnisse."

Vorstand strebt angeblich Sanierung an

Am Mittwoch tagt der Aufsichtsrat des Modeherstellers, um sich vom Vorstand über das weitere Vorgehen informieren zu lassen. In Branchenkreisen heißt es, der Konzern werde ein Insolvenzplanverfahren anstreben. Dabei wäre das Ziel die Sanierung, nicht die Zerschlagung des Unternehmens.

Sälzer hat in der Vergangenheit bereits mehrere Punkte eines Rettungsplans abgearbeitet. Er senkte die Kosten, verkaufte mehrere Unternehmensteile und Vermögenswerte.

Schleichender Niedergang einer glanzvollen Firma

Escada kämpft seit Jahren mit hausgemachten Problemen: Die Kollektionen des einst größten börsennotierten Damenmode-Konzerns Deutschlands liefen schlecht und galten häufig als altbacken. Hinzu kamen hohe Verluste und Personalquerelen.

Escada-Party im Kuppelsaal des Bodemuseums anlässlich der Berliner Modewoche im Juli 2009 (Foto: dpa)
Bei der Berliner Modewoche im Juli lud Escada noch zu einer rauschenden Party ein - Motto: "A View on Fashion 1978 - 2009"Bild: picture-alliance/ dpa

Die Escada-Aktie hat seit Sommer 2007 dramatisch an Wert verloren. Die beiden letzten Geschäftsjahre hatte der 1976 gegründete Konzern mit Millionenverlusten abgeschlossen.

Seine besten Tage sah das Unternehmen Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre unter der preisgekrönten Chefdesignerin und Konzern-Mitgründerin Margaretha Ley. Damals beeindruckte Escada mit farbenprächtigen und ausgefallenen Kleidern und verhalf Hollywood-Stars wie Kim Basinger oder Demi Moore auf dem roten Teppich zu Glanz. (gri/kle/rtr/afp/dpa)