1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mode in Krisenzeiten

Monika Lohmüller18. August 2012

Die Geschäfte in der deutschen Modebranche sind in diesem Jahr etwas schwieriger geworden. Es fehlt die Kaufkraft der Verbraucher in den Euro-Krisenländern. Trotzdem sind die Unternehmen zufrieden.

https://p.dw.com/p/15nVS
Berlin Fashion Week (Foto: AP)
Berlin Fashion Week EscadaBild: AP

Rund 70 Prozent der Bekleidungsunternehmen in Deutschland konnten auch im vergangenen Jahr steigende Umsätze verzeichnen. Bei 18 Prozent stagnierte das Geschäft, bei zwölf Prozent war es rückläufig. Das ist das Resultat einer aktuellen Umfrage unter 330 Mitgliedsunternehmen, die der Modeverband German Fashion in Düsseldorf durchgeführt hat.

Nach Schätzungen des Verbandes wurden 2011 in der deutschen Bekleidungsindustrie rund zwölf Milliarden Euro umgesetzt. Und auch für das laufende Jahr erwarten die Modehersteller ein kleines Plus.

Aber auch an der Modebranche geht offensichtlich die Schuldenkrise in Euro-Land nicht ganz spurlos vorüber. Die Einschätzung der deutschen Modehersteller für die Entwicklung in 2012 ist daher "verhalten optimistisch". Nur 39 Prozent, so Thomas Rasch, Geschäftsführer von German Fashion, rechneten laut Umfrage mit leicht steigenden Umsätzen: "Etwa die Hälfte der Befragten sagt, wir kämpfen auf gleichem Niveau, und 14 Prozent sagen, es wird schlechter."

Ursache für diese etwas gedämpftere Stimmung sei, dass für die exportorientierten Unternehmen die wichtigen Abnehmerländer in Europa lägen: "Die haben ja doch erheblich mehr Schwierigkeiten als wir. Das heißt, das Umfeld, die Konsumlaune und die Kaufkraft der Verbraucher in wichtigen europäischen Abnehmerländern sind sehr, sehr schwierig." Erstmals seit Jahren sind die Ausfuhren in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Von Januar bis Mai verzeichneten die Unternehmen ein Exportminus von drei Prozent.

Auftragsbücher füllen sich weiterhin auf den Messen

Die Krise ist kaum zu spüren auf den Modemessen in Deutschland. Einige Teilnehmer aus Südeuropa hätten gefehlt auf der Berliner Frühsommer-Messe "Bread & Butter". Dafür seien aber wieder neue hinzugekommen, teilte der Veranstalter mit. Auf der "fashion munich", die im Rahmen der Münchner Modewoche vor einigen Tagen zu Ende gegangen ist, konnten die rund 100 Aussteller nicht über mangelnde Aufträge klagen, so Andrea Frahm, die Veranstalterin der Fachmesse im Gespräch mit der Deutschen Welle. Aber: "Generell schwebt die Krise natürlich auch sehr über der Modebranche."

Der vietnamesischen Modemacher Thanh Minh auf der Fashion Munich (Foto: Fashion Munich)
Auf Qualität setzt die "fashion munich". Hier präsentiert vom vietnamesischen Designer Thanh Minh.Bild: Fashion Munich

Doch die Orderbücher des Fachpublikums haben sich in München gut gefüllt. Das ist auch ein Beleg dafür, dass in Deutschland wieder für hochwertige Ware mehr Geld ausgegeben wird, das war nicht immer der Fall. Das Bewusstsein wachse, sagt Frahm. "Wir wählen nur Aussteller aus, die wirklich qualitativ hochwertig arbeiten. Also, wenn man irgendwie ein schönes Teil erworben hat, das man wahnsinnig gerne trägt, das will man doch behalten."

Qualität wird groß geschrieben

Auf Qualität setzt auch Gerry Weber International im westfälischen Halle. Die Zahlen sprechen für sich. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2011/2012 setzte das in über 60 Ländern vertretene Modeunternehmen 376 Millionen Euro um. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von über zehn Prozent: "Wir spüren eine leichte Verunsicherung in der Eurozone", sagt Firmengründer Gerhard Weber zur DW, "allerdings können wir hier durch unser Franchisekonzept und durch die Expansion unserer eigenen Retailstores unsere Erfolgsstrategie weiterfahren."

Das hochverschuldete Griechenland ist das einzige Land, in dem das Mode- und Lifestyle-Unternehmen die Krise aufgrund von sinkenden Umsätzen spürt. Aber, so Gerhard Weber, ein enorm hohes zweistelliges Wachstum verzeichne sein Unternehmen in den Nicht-Euroländern, wie im Baltikum, Russland, den GUS-Staaten, dem Mittleren Osten, Australien und auch in den Vereinigten Staaten: "In den USA sind wir im Frühjahr 2012 mit Gerry Weber gestartet und expandieren dort mit Bloomingdale's und Dillards. Zu den elf Shop-in-Shops bei Dillards werden zur nächsten Saison noch weitere acht hinzukommen", sagt Weber.

Gerhard Weber (Foto: G. Weber AG)
Gerhard Weber, Firmengründer von Gerry Weber InternationalBild: GERRY WEBER International AG

Qualität und Luxus scheinen sich auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten gut verkaufen zu können. So spürt auch die Luxusmarke Hugo Boss von Konjunktursorgen kaum etwas: Deutschlands größter Modehersteller steigerte auch im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn deutlich und steuert damit unverändert auf ein Rekordjahr zu. In Europa, so heißt es aus dem Konzern, habe sich Hugo Boss dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld entziehen können. Und in den Kernmärkten Deutschland und Großbritannien sei der Wachstumstrend ungebrochen.