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Mobiles Wohnen im Edelcontainer

Petra Tabeling19. Januar 2002

Eine Wohnung mit Blick auf's Matterhorn oder den Kölner Fernsehturm – kein Problem mit dem Minihaus namens Su-Si.

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Su-Si bei NachtBild: JKA

Der Mensch im 21. Jahrhundert ist unstetig. Er reist viel und lebt im Laufe seines Lebens an verschiedenen Orten. Flexibel muss er sein, schon aus beruflichen Gründen. Bislang war solch ein Leben oft von fremden Wänden geprägt - ein Leben in Hotels, Pensionen oder ähnlichen Zwischenlösungen. Doch ein Nomadentum, das bequem ist und einem zugleich das Gefühl gibt, in den eigenen vier Wänden zu leben, das gab es bisher nicht. Es sei denn, man hat mit dem Wohnmobil oder der Gartenhütte vorlieb genommen. Internationale Architekten haben eine Wohnmöglichkeit konstruiert, die sich den veränderten Wohn- und Lebensumständen anpasst. Und vielfältig eingesetzt werden kann. DW-WORLD hat das mobile Wohnen unter die Lupe genommen und die Erbauer der Edel-Container befragt.

Die Idee entstand aus der Not heraus

Ein kleines Wohnhaus, das war es, was eine Österreicherin vor ein paar Jahren eiligst brauchte. Ein Grundstück hatte sie, aber kein Haus. Und das wollte sie auch nur für ein paar Jahre bewohnen. Das österreichische Architekturbüro Kaufmann hatte dann die zündende Idee und konstruierte ein mobiles Wohnhaus auf Zeit. Sie taufte es "Su-Si", nach den Anfangsbuchstaben der ersten Kunden. Und es sollte nicht das einzige bleiben. Die Architekten Johannes und Oskar-Leo Kaufmann entwarfen gleich ein ganzes Baukastenprinzip und nun ist Su-Si für jedermann zu haben.

Transparenter Edelcontainer

Su-Si sieht aus wie ein großer Schuhkarton. Das Gebäude steht auf dünnen Trägerbeinen aus Holz oder Stahl und ist größtenteils transparent. Die riesigen Glasfronten an den Seiten sind praktisch: Viel Licht spendet Wärme und ein wohliges Gefühl und die Aussicht verändert sich nach Belieben. Theoretisch könnte man den Standort der Edel-Wohncontainer nach der Aussicht bestimmen: Warum also nicht mit Blick auf das Matterhorn, die Ostsee oder Wälder und Felder? Der Boden muss nur zwölf Tonnen aushalten können. So viel wiegt das Modell "Su-Si". Nur ohne Baugenehmigung und eine Erlaubnis der Grundstückseigentümer, kann man Su-Si natürlich nicht aufbauen, so der Erbauer Johannes Kaufmann gegenüber DW-WORLD. Wenn man die hat, müssen nur noch Strom und Wasser angestöpselt werden.

Mobiles Wohnen im Edelcontainer Innenaufnahme
Mobiles Wohnen im Edelcontainer InnenaufnahmeBild: JKA

Quadratisch, praktisch, ökologisch und schick

Su-Si ist 3,5 Meter breit und 13 Meter Lang. Die urige Konstruktion eignet sich damit eher als Wohnung für Singles oder Pärchen, so der Architekt, denn die Nutzungsfläche reicht nur von ca. 30 bis 50 Quadratmetern. Trotzdem ist Su-Si voll ausgestattet: mit einer edlen und schlichten Einbauküche, vorinstalliertem Badezimmer sowie massivem Parkett. Hinzu kommen - auf Wunsch - ebenso flexible Möbel, die wenig Platz einnehmen und zugleich schick aussehen. Auch die Einrichtungsstücke wurden vom Architekten konstruiert. Mit einer Hängematte läßt sich der tolle Ausblick erst recht geniessen. Alles ist funktional angelegt, wie es im Fachjargon heißt: So kann sich selbst die Pfosten-Konstruktion, die das Quadrat trägt, als Freiluftgarage oder für eine überdachte Terrasse nutzen lassen. Selbst die Tragkonstruktion hinter der raumhohen Verglasung dient so gleichzeitig als durchgehendes Regalsystem. Aber die Flexibilität des schlichten Edelcontainers aus Holz hat auch seinen Preis: Ab 50.000 Euro ist Su-Si zu haben. Dann wird er per LKW "fix und fertig" geliefert.

Mobiles Wohnen im Edelcontainer LKW
Mobiles Wohnen im Edelcontainer LKWBild: JKA

Ein Häuschen im Grünen oder in der Stadt? Platz ist selbst in der kleinsten Baulücke

Seit dem ersten Minihaus vor drei Jahren hat Kaufmann mittlerweile auch Su-Sis nach Deutschland verkauft. In Frankfurt steht eines in einer Baulücke und dient als Ausstellungsraum. Denn Su-Si ist nicht nur als Wohnhaus einsetzbar, sondern multifunktional - Als Gästezimmer, Atelier, Werkstätte, Büro oder Ausstellungsraum. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die meisten Käufer wollten das Su-Si Haus bislang als Nutzraum, meistens für Ausstellungen, so der findige Architekt. Aber es gibt auch ein paar Su-Si-Bewohner, die sich darin wohl fühlen. "Zumindest hat sich noch keiner beschwert", scherzt Kaufmann. Er kann sich auch vorstellen, bald selbst in seiner eigenen Konstruktion zu wohnen. "Aber nicht auf Dauer", so Kaufmann. Das sei dann doch zu eng. Aber wer weiß, in Japan leben mehrere Menschen ja auch auf engstem Raum - manchmal ein Leben lang.