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Mobile Computer und die Folgen

9. November 2001

Schon mal was von der "Always-on-Generation" gehört? Tragbare Kleincomputer immer "am Mann", Information wann und wo man sie will. Werden so die Kinder der Handy-Generation aussehen?

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Prototyp eines Internet Content Players im TaschenformatBild: AP

Nick Jones hat einen Traum: Bis zum Jahr 2007 erwartet der Vizepräsident des Marktforschungsunternehmens Gartner Group, dass 75 Prozent der Europäer 80 Prozent ihrer Freizeit in nächster Nähe zu mobilen, elektronischen Kommunikationsgeräten verbringen, die mit dem Internet verbunden sind.

Dann, so die Vision, wird es die Generation der immer Erreichbaren und immer Informierten geben. Diese "Massenverbreitung der Alleskönner" soll die Gesellschaft verändern.

Die Computertechnologie entwickelt sich nach Jones Meinung immer mehr weg von der Unterstützung von Geschäftsabläufen hin zu einem Unterstützer für "Lifestyle".

Günstige Einkaufsmöglichkeiten im Netz oder Pizzabestellung durch E-Mail - so wurde vor Jahren das
Internet als Geschäftsfeld angepriesen. Ähnlich klangen die
Versprechungen für das interaktive Fernsehen, die Verbindung von TV mit dem Internet zu einer in beiden Richtungen befahrbaren Daten-Autobahn: Ein Küchengerät im Fernsehen sehen und mit der Fernbedienung auf die Seite des Anbieters surfen, Informationen sammeln, vergleichen und dann in einem Online-Shop kaufen ...

Die nächste Etappe der Online-Community soll jetzt dank mobiler Kleincomputer erreicht werden. "Die Menschen
wollen Informationen nicht zu Hause, sondern wenn sie in einem Geschäft sind", sagt Jones.

"Das Internet war nie wirklich zur individuellen Information geeignet", meint sein Kollege Nigel Deighton. Im mobilen Zeitalter werde es diese Möglichkeit geben. "Das Web hat das Leben der Menschen nicht wirklich verändert. Meist ist man weit vom Zugriff weg."

Doch die Allgegenwart der Kommunikationsmöglichkeiten (und damit der Informationen) soll dies ändern. "Du wirst nie wieder verloren gehen mit einem mobilen Computer", sagt Jones. Durch Ortungssysteme kann man den Aufenthaltsort eines Menschen jederzeit überprüfen. Offen bleibe, ob
das Eltern mit ihren Kindern tun, Eifersüchtige mit ihren Partnern oder Regierungen mit ihren Bürgern.

Die Gartner-Experten sind sich nicht sicher, ob die gängigen Mobilfunkstandards das technische Fundament der "Always-on-Gesellschaft" bilden können. "UMTS und GPRS kommen zu spät", meint Deighton. Modernere Lösungen mit höheren Übertragungsraten müssen her.

In nächster Zukunft allerdings müsse erst eine Bezahlmöglichkeit für Kleinstbeträge (Micropayment genannt) entwickelt werden, sagt Jacqueline Hendriks, Forschungsdirektor bei Gartner. "Es ist verdammt schwierig,
eine Leistung für 40 Pfennig zu verkaufen."

Künftig, empfiehlt Forschungsdirektor Gartner Europe, Eric Paulak, sollten Telekommunikationsanbieter nicht mehr versuchen, alles aus einer Hand anzubieten. Sie brauchen Partner: Inhalteanbieter, Menschen, die Portale erstellen oder Unternehmen, die für die Abrechnungen zuständig sind.

Die Gartner-Analysten fragen sich jedoch, ob Mobilfunkanbieter die Möglichkeiten der "Always-on-Generation" nutzen werden. "Dafür müssen sie sich dramatisch ändern", sagen die Telekommunikationsexperten. Die Zukunft liege nicht in Sprachdiensten, sondern bei der Datenübertragung. Damit lasse sich ein Geschäft machen.