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Mixtur der Religionen bestimmt Machtgefüge im Libanon

18. Juli 2006

Muslime und Christen, Sunniten und Schiiten - eine breite Palette von Religionen und ethnischen Gruppen kämpfen um Macht und Einfluss im Libanon.

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Die schiitischen Muslime sind die stärkste Gruppe in der Bevölkerung vom LibanonBild: AP

Libanons geschätzte 3,8 Millionen Einwohner sind ein Gemisch aus vielen Religionsgemeinschaften, hauptsächlich Muslimen und Christen. Ethnisch sind 95 Prozent der Bevölkerung Araber, der Rest größtenteils Armenier. Der Proporz der Konfessionen schlägt sich seit der Unabhängigkeit 1943 auch im politischen System nieder. Weil man um die damals vereinbarte Machtbalance fürchtet, gab es seit Jahrzehnten keine Volkszählung mehr.

Die schätzungsweise 2,3 Millionen Muslime machen etwa 60 Prozent der Bevölkerung aus. Auch wegen ihrer traditionell hohen Geburtenrate sind die Schiiten mit etwa 1,3 Millionen die stärkste Gruppe. Das angestammte Siedlungsgebiet ist der Süden. Seit den 1980er-Jahren leben viele im Elendsgürtel rund um Beirut. Über die Extremistenorganisationen Hisbollah und Amal gewannen sie politischen Einfluss. Mit dem Amal-Chef Nabih Berri stellen sie den Parlamentspräsidenten.

Weniger Christen

Die nahezu eine Million Sunniten haben seit jeher Anspruch auf den Posten des Ministerpräsidenten, derzeit ist das Fuad Siniora. Einer seiner Vorgänger war der 2005 ermordete Rafik Hariri - wie viele Sunniten ein besonders erfolgreicher Geschäftsmann.

Auch die meisten der 400.000 über das ganze Land verstreuten und meist in Armut lebenden Palästinenser gehören dem sunnitischen Glauben an.

Zu den kleineren islamischen Gemeinschaften zählen die Drusen. Ihr einflussreichster Anführer ist Walid Dschumblatt.

Das Amt des Staatspräsidenten besetzt mit Émile Lahoud traditionell ein maronitischer Christ. Maroniten sind mit bis zu einer Million Mitgliedern die größte christliche Gemeinschaft, gefolgt von Griechisch-Orthodoxen und mehreren kleineren Gemeinden. Weil die Christen eine vergleichweise geringe Kinderzahl haben und viele ausgewandert sind, ist ihre Zahl gesunken. (mi)