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Mixa des sexuellen Missbrauchs verdächtigt

7. Mai 2010

Gegen den Augsburger Bischof Mixa hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Vorermittlungen wegen Verdacht auf sexuellen Missbrauch eingeleitet. Die katholische Kirche selbst schaltete die Staatsanwaltschaft ein.

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Bischof von Augsburg Walter Mixa (Bild: dpa)
Bischof Walter Mixa: Erst Schläge - jetzt sexueller Missbrauch?Bild: picture-alliance/ dpa

Das Bistum Augsburg hat Bischof Walter Mixa wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt bestätigte am Freitag (07.05.2010) Vorermittlungen gegen den 69 Jahre alten Kirchenmann. Nach einem Bericht der "Augsburger Allgemeinen" soll er in seiner Zeit als Eichstätter Bischof vor 2005 einen Jungen missbraucht haben.

Das Bistum Augsburg bestätigte, es habe Hinweise "in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht und angezeigt". Es gehe um den Verdacht des sexuellen Missbrauchs, sagte Pressesprecherin Kathi Ulrich. Das mutmaßliche Opfer sei damals noch minderjährig gewesen, berichtete die "Augsburger Allgemeine". Der Hinweis stamme nicht von dem jungen Mann selbst, sondern aus seinem Umfeld. Die Missbrauchsbeauftragen des Bistums Augsburg hätten die Staatsanwaltschaft unterrichtet.

Zum ersten Mal richten sich damit Missbrauchsvorwürfe gegen einen amtierenden deutschen Bischof. Mixa selbst wies die neuen Vorwürfe gegen ihn nach Auskunft seines Anwalts entschieden zurück. "Mein Mandant wird nach Kräften mit der Staatsanwaltschaft Ingolstadt zusammenarbeiten, um den Fall restlos aufzuklären", so der Augsburger Strafverteidiger Gerhard Decker. Er selbst bemühe sich derzeit um Akteneinsicht. Mixa soll sich derzeit in einem Sanatorium in der Schweiz aufhalten.

Papst Benedikt XVI. (Foto: dpa)
Papst Benedikt XVI. entscheidet über Mixas RücktrittsgesuchBild: picture alliance/dpa

Medien: Papst nimmt Mixas Rücktritt an

Der Bischof hatte nach wochenlanger Kritik am 21. April Papst Benedikt XVI. gegenüber seinen Rücktritt angeboten. Medien berichten nun, der Papst habe den Rücktritt angenommen. Die Annahme dieses Rücktrittsersuchens werde der Vatikan an diesem Samstag um 12.00 Uhr in Rom und Augsburg bekannt geben, berichtet die Tageszeitung "Die Welt" (Samstag) unter Berufung auf römische Kirchenkreise. Ausdrücklich bestritten werde allerdings ein Zusammenhang mit den neuen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs gegen den 69-Jährigen, schreibt das Blatt. Auch das ZDF-"heute journal" berichtete am Freitag unter Berufung auf Kirchenkreise, der Papst werde Mixas Rücktrittsgesuch in Kürze annehmen.

Prügel-Vorwürfe zunächst abgestritten

Mixa war zuvor in mehreren eidesstattlichen Versicherungen vorgeworfen worden, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975-1996) Heimkinder brutal mit der Faust und Stock geschlagen zu haben. Der Bischof hatte die Prügel-Vorwürfe zunächst geleugnet und erklärt, er versichere "reinen Herzens", niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Später hatte er die Schläge doch eingeräumt und für alle Fehlleistungen um Verzeihung gebeten. Von sexuellem Missbrauch war damals nicht die Rede gewesen.

Zusätzlich wird Mixa vorgeworfen, Geld einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet zu haben. Mixa zog sich nach Unterzeichnung seines Rücktrittsgesuchs aus der Öffentlichkeit zurück. In der katholischen Kirche war Mixas Rücktrittsangebot einhellig begrüßt worden.

"Schuld oder Unschuld zügig feststelllen"

Die obersten Laienvertreter der Bistümer Augsburg und Eichstätt äußerten sich überrascht und "schockiert" über die neuen Vorwürfe, warnten aber vor einer Vorverurteilung. Der Augsburger Diözesanratsvorsitzende Helmut Mangold sagte: "Ich hoffe, dass der Staatsanwalt Schuld oder Unschuld zügig feststellt." Sein Eichstätter Kollege Christian Gärtner sagte, ihm sei in Mixas Zeit als Bischof in Eichstätt nichts Derartiges bekannt geworden, nicht einmal gerüchteweise.

Die Bischofskonferenz wollte den Fall bislang nicht kommentieren. Der Verein "Wir sind Kirche" dagegen erklärte, die katholische Kirche habe endlich begriffen, dass solche furchtbaren Vorwürfe aufgeklärt werden müssten: "Das ist ein ganz wesentlicher Fortschritt."

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, kna, apn)
Redaktion: Stephan Stickelmann