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Mittelstand lässt Daten-Gold liegen

Mischa Ehrhardt Frankfurt
17. April 2018

Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. Google, Amazon, Facebook & Co wissen das. Deutschen Mittelständlern dagegen fällt es schwer, von diesem Gold zu profitieren. Was fehlt, sind Fachkräfte - und ein Weckruf.

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Symbolbild IT-Sicherheit
Bild: imago/photothek/T. Trutschel

Daten sind allgegenwärtig. Sie häufen sich aber in einem Tal der überhaupt nicht Ahnungslosen - dem Silicon Valley. Sie liegen in riesigen Serverfarmen der noch größeren Technologie-Giganten: Beim datenskandalgeplagten Netzwerk Facebook zum Beispiel, bei Google oder Amazon. "Amazon hatte beispielsweise Gelb als Modefarbe ausgerufen", nennt der Präsident des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel (BGA), Holger Bingmann, ein Beispiel dafür, wie man Daten nutzen kann. "Dazu hat der Online-Händler einfach sein Wissen über die Kaufgewohnheiten und Vorlieben seiner Kunden genutzt. So konnte er zu einer solchen Schlussfolgerung kommen." Ob es sich in einem solchen Fall um das Ergebnis einer präzisen Daten-Analyse oder eine Self-Fulfilling-Prophecy handelt, also eine sich selbst erfüllenden Prophezeihung, sei dahin gestellt.

BGA Präsidium  Dr. Holger Bingmann
BGA-Präsident Holger BingmannBild: Annett Melzer

Kluft zwischen Einsicht und Handeln

Fakt aber ist: Die Konzentration von Daten in den US-Unternehmen könnte sich als Problem für deutsche Unternehmen entwickeln, die bei diesem Thema weit hinterher hinken. Die Kluft jedenfalls zwischen der Einsicht, dass Daten im Grunde das Gold des 21. Jahrhunderts darstellen, und wie deutsche Mittelständler damit umgehen, könnte nicht größer sein. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Commerzbank unter Schirmherrschaft des BGA durchgeführt hat. Demnach haben fast alle Unternehmen die Wichtigkeit erkannt, sich mit dem Thema Daten und ihre Nutzung auseinanderzusetzen. Allerdings machen das in der Realität nur die Wenigsten: Nur acht Prozent geben in der Umfrage an, Daten systematisch zu sammeln, zu analysieren und daraus dann Nutzen zu ziehen.

Dabei haben mehr als die Hälfte der Manager in den Unternehmen angegeben, mit Besorgnis auf die Monopolstellung der großen US-Technologieriesen zu schauen. Ein Drittel begreift die Technologiegiganten aber auch als Ideen- und Impulsgeber. Ein Beispiel für möglichen solchen Impuls: Wenn ein Markisenhersteller beispielsweise Daten über die elektronische Steuerung des Sonnenschutzes in den einzelnen Haushalten sammelt, kann er sehr präzise bestimmen, wie das Wetter an einem bestimmten Ort gerade ist oder war. Das Unternehmen  muss diese Daten nur erheben, sichern - und dann zu nutzen wissen.

Es fehlen: Fachleute

Ideen in die Tat umzusetzen allerdings - das könnte an einem weiteren Knackpunkt scheitern, den die Studie offen gelegt hat: Der Fachkräftemangel. Um Daten in Gold, also in unternehmerischen Erfolg zu verwandeln, braucht es ausreichend Daten-Analysten und IT-Spezialisten. "Dazu fehlen uns in Deutschland in ausreichender Zahl Fachleute und entsprechende Ausbildungs- und Studiengänge", meint Holger Bingmann. 40 Prozent der befragten Unternehmen geben an, wegen Mangel an qualifiziertem Personal sich dem Thema Big Data nur zögerlich anzunehmen. Mangelnde Bereitschaft von Führungskräften, das Thema in die richtigen Bahnen zu lenken, ist ebenfalls ein Problem in den Unternehmen.

Eine weitere Hürde schließlich ist das Thema Datensicherheit. Gut ein Drittel der Unternehmen gibt an, schon mindestens einmal Opfer von Betrugsversuchen in der digitalen Welt geworden zu sein. Dazu zählen Schäden durch eingeschleuste Viren oder Trojaner in die unternehmenseigene IT, aber auch gezielte Hackerangriffe. Die Sorge vor Hackerangriffen - bei denen Daten meist das Ziel der Angreifer sind - ist mit fast 80 Prozent am weitesten verbreitet.

Wo bleibt der Weckruf?

"Viele Unternehmen haben kein Erkenntnisproblem, sondern insbesondere auf Grund von internen Strukturen sind sie noch nicht bereit für das riesige Potenzial von Big Data", fasst Michael Reuther die Ergebnisse der Studie zusammen. Reuther ist im Vorstand der Commerzbank zuständig für das Firmenkundengeschäft. Es brauche eines Weckrufes, damit der Mittelstand international beim Thema Datennutzung nicht den Anschluss verliere.

Für die Studie haben die Mitarbeiter der Commerzbank gut 2000 Unternehmen aus dem deutschen Mittelstand befragt. Sie alle haben eine Größe von 2,5 Millionen Euro Umsatz pro Jahr, sollten also mit der Automatisierung von Geschäftsprozessen und der digitalen Verwaltung von Daten vertraut sein.