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Mittal versüßt sein Angebot für Arcelor

19. Mai 2006

Der Stahlriese Mittal hat sein Übernahmeangebot für den Wettbewerber Arcelor binnen Tagesfrist um fast fünf Milliarden Euro erhöht. Mittal bewertet Arcelor jetzt mit 25,8 statt mit 21 Milliarden Euro.

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Der Stahlmarkt ist mächtig in BewegungBild: AP

Der Vorstandsvorsitzende Lakshmi Mittal bot den Arcelor-Aktionären nach eigenen Angaben außerdem eine stärkere Mitsprache in einem künftigen Gemeinschaftsunternehmen an. Mittal kündigte am Freitag an, im Falle einer Fusion würden die Aktionäre bei Abstimmungen gleichgestellt. Zudem werde die Familie Mittal ihren Anteil von bislang 87 Prozent auf rund 45 Prozent des Kapitals und der Stimmrechte herunterfahren. Nach dem neuen Angebot würde jeder Arcelor-Aktionär eine Mittal-Aktie und 11,10 Euro in bar erhalten, das entspricht einem Gesamtwert von 37,74 Euro je Anteilsschein. Der Aktienkurs der Luxemburger stieg nach Bekanntgabe des neuen Übernahmeangebots um 12 Prozent auf 35,81 Euro. Mittal-Aktien gaben um 2,7 Prozent auf 26,60 Euro nach.

Arcelor reagiert zurückhaltend

Arcelor erklärte, der Vorstand werde zusammentreten, um über das neue

Angebot zu beraten. Die Leitung des in Luxemburg ansässigen Konzerns hatte eine

Übernahme durch Mittal bislang abgelehnt. Zur Begründung führte sie unter anderem den Stil der Unternehmensführung bei dem britisch-indischen Stahlriesen an.

Neben der Arcelor-Führung haben indes auch die Regierungen in Luxemburg und Frankreich Bedenken gegen die Fusion geäußert. Arcelor war 2002 aus einer Fusion der französischen Usinor, Arbed aus Luxemburg und der spanischen Aceralia entstanden. Zu den Anteilseignern gehören der Staat Luxemburg sowie die belgische Region Wallonien. Die wallonische Regierung erklärte am Freitag, sie befürchte weiterhin, dass eine Fusion Arbeitsplätze kosten könnte. Eine endgültige Entscheidung zu dem Übernahme-Angebot werde im Juni gefällt, sagte Regierungssprecher Christopher Barzal.

Hohes Sparpotential

Durch den Zusammenschluss entstehe ein Konzern, der mit über 100 Millionen Tonnen fast drei Mal so viel Stahl produziert wie der dann Zweitgrößte, Nippon Steel. Die Synergieeffekte bezifferte Mittal auf eine Milliarde Dollar jährlich in den ersten drei Jahren der Fusion. Zusätzlich könnten 600 Millionen Dollar jährlich durch größere Marktmacht beim Einkauf eingespart werden.

Nach Ansicht des Essener Konjunktur- und Stahlexperten Roland Döhrn (RWI) wären mit der Fusion zunächst keine größeren Auswirkungen auf die deutsche Stahlindustrie. Direkter Nutznießer werde jedoch ThyssenKrupp sein, da eine Übernahme des kanadischen Stahlherstellers Dofasco damit möglich werde. Mittal hatte angekündigt, das kanadische Unternehmen im Fall einer Übernahme an den größten deutschen Stahlkonzern ThyssenKrupp verkaufen zu wollen.

Markt in Bewegung

"Da der Markt im Moment in guter Verfassung ist, ist derzeit kein Verdrängungswettbewerb zu erwarten", sagte der Experte des Essener Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) der dpa. "Es spricht alles dafür, dass der Stahlboom noch weiter geht." Problematisch werde die Lage jedoch, sobald der Markt unter Druck gerate.

Mit einer Fusion der beiden Konkurrenten steige jedoch auch der Druck für den größten deutschen Stahlhersteller, selbst zu wachsen. "ThyssenKrupp wird dann auch bemüht sein, einen Partner zu finden", sagte Döhrn. Obwohl sich der Konzentrationsprozess in der Branche in den vergangenen Jahren bereits beschleunigt habe, seien viele Stahlhersteller immer noch nahezu mittelständisch aufgestellt. (stl)