Mit Liebe zum Kochen
10. Januar 2009Es ist Freitagabend in der Sociedad Gastronomica "Ametxa": An der Bar stehen zehn Männer, trinken Rotwein, rauchen und unterhalten sich. Auf einem Schild am Regal mit den Weinflaschen steht: "Si no eres socio, no te sirvas": Nur die Mitglieder dürfen sich bedienen, die Gäste sollen die Finger von den Flaschen lassen.
Ein Männerbund fürs Kochen
Zwei Männer decken einen rustikalen Holztisch. Besteck, Servietten und Körbchen mit Weißbrot stehen schon bereit, daneben die Gläser für den Rotwein. "Die Leute, die hierher kommen, interessieren sich für das Kochen. Hier hat man Zeit für sich. Man hat seine Ruhe, wunderbare Momente zwischen Freunden und Kollegen", erklärt José Uriarte den Zauber des "Ametxa".
1971 hat er mit seinen engsten Freunden den Männerkochbund "Ametxa" in Vitoria gegründet. "Es sind meist Gruppen mit zwölf Personen. Zwei davon kaufen die Zutaten und kochen. Wir wechseln uns ab, so dass jeder einmal dran ist", erklärt er den Ablauf. Die anderen zehn kritisierten das Essen – aber auf lustige Art und Weise.
Diskussionen am Herd
Chefkoch Luis hat heute Chicharros, Holzmakrelen, mitgebracht. In einer Pfanne brät er sie leicht an. Er kocht gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Roberto, während die anderen schon am Tisch Platz genommen haben, Wein trinken, Karten spielen und sich unterhalten.
Es geht am Herd nicht immer ruhig und gelassen zu. Luis und Roberto diskutieren, wie sie das Gemüse zu den Holzmakrelen zubereiten. Luis besteht darauf, dass er mehr Erfahrung und deshalb das Sagen in der Küche habe. Vor 50 Jahren, sei dieser Fisch ein Arme-Leute-Essen gewesen, sagt Luis. Heute gelte er als Delikatesse.
Zutritt für Frauen verboten
Wie die meisten seiner Kameraden bevorzugt Luis den Herd im "Txoko". Denn: Frauen ist der Zutritt verboten. "Zu Hause kocht man aus Notwendigkeit - hier machen wir's aus Vergnügen", sagt Luis. Frauen dürfen nur kommen, wenn sie von einem Mitglied eingeladen werden – aber mittlerweile gibt es auch Sociedades, wo Frauen selbst Mitglieder sein dürfen.
Man erzähle sich, dass die Fischer vor über hundert Jahren ihren Ehefrauen zu Hause gehörig auf die Nerven gingen, wenn sie nach langer Fahrt zurückkamen und nichts zu tun hatten. Sie sollten sich eine vernünftige Beschäftigung suchen, verlangten die Frauen. Also taten sich die Männer zusammen und verbrachten ihre Tage außer Haus, erzählt Antonio. "Das Kochen ist unsere Kultur, es charakterisiert die Basken. Allein in der kleinen Region Gipuzkoa gibt es drei Restaurants mit Michelinsternen."
Und am Ende kommt die Putzfrau
Während die Männer kochen, Karten spielen und ein paar Gläser Txakoli, den leicht moussierenden baskischen Weißwein, trinken, debattieren sie eifrig über gastronomische Feinheiten. Was ist besser: Wenn der Fisch mit der Haut nach oben oder mit der Haut nach unten im Öl schwimmt? Wer solche Gespräche beiwohnen will, muss warten, denn: das Kochclub "Ametxa" hat eine lange Warteliste.
Eines aber ist sicher: Wenn die Männer mit ihrem Mahl fertig sind, werden sie gemütlich nach Hause schlendern. Schmutzige Pfannen und Geschirr lassen sie einfach stehen - morgen kümmert sich eine Putzfrau darum.