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Mit Leidenschaft für die Menschenrechte

21. April 2009

Pakistan ist für Journalisten nach dem Irak das gefährlichste Land der Welt. Besonders bedroht sind Frauen, vor allem wenn sie über brisante Themen berichten. Die Erfahrung hat auch die 27jährige Meera Jamal gemacht.

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Porträt der Journalistin Meera Jamal
Die pakistanische Journalistin Meera Jamal

Eingeschüchtert wirkt die 27-Jährige nicht, die seit knapp zwei Wochen in der Urdu-Redaktion der Deutschen Welle hospitiert. Mit Jeans, weißer Bluse und modischer Brille sieht sie aus wie viele andere junge Frauen in Pakistans größter Hafenstadt Karachi. Doch Meera Jamal arbeitete dort als Journalistin und geriet dabei offenbar ins Visier militanter muslimischer Gruppen. Sie vermutet, dass es ihre Reportagen über Koranschulen und über Frauenrechte waren, die fundamentalistische Kreise auf sie aufmerksam machten. “Ich habe viel zum Thema Frauenrechte geschrieben, und da gab es eine Gruppierung, die glaubte, ich würde die Frauen aufwiegeln." Sie habe daraufhin Drohanrufe und auch Drohbriefe bekommen.


"Wir wissen, wo Du wohnst"

Sie solle sich benehmen - so die eindeutige Botschaft. Zunächst versuchte Meera Jamal die Drohungen zu ignorieren, doch mit der Zeit nahmen sie immer weiter zu. Trotzdem war die engagierte Journalistin nicht bereit, ihre Berichterstattung anzupassen: "Ich bin Atheistin und von daher gewohnt, auf Widerstand zu treffen. Es gibt in Bezug auf Religion eine Grenze, die einfach nicht überschritten wird, selbst nicht von so genannten Liberalen. So ist die Stimmung hier in Pakistan.“ So zögerte Meera Jamal auch, zur Polizei zu gehen, denn von dieser Seite erwartet sie sich keinerlei Unterstützung. Schon einmal hatte Meera Jamal versucht, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Vier Männer einer radikalen islamischen Gruppierung hatten sie auf dem Weg zur Arbeit bedroht. "Aber die Polizei hat sich einfach geweigert, meine Anzeige aufzunehmen.“

Menschen vor einer Weltkarte mit Diktatorenfotos (AP Photo/Jacques Brinon)
In vielen Ländern der Welt ist die Pressefreiheit bedrohtBild: AP


Flucht als letzter Ausweg

Hände mit Handschellen (AP Photo/Murad Sezer)
Manche Journalisten müssen nicht nur um ihre Freiheit fürchten, sondern auch um ihr LebenBild: AP

Inzwischen fühlte sich Meera Jamal so bedroht, dass sie sich kaum noch vor die Tür traute. An Arbeit war nicht mehr zu denken. Stattdessen reifte in ihr der Entschluss, zu fliehen. Ende 2008 entschloss sie sich, Heimat und Familie zu verlassen - nicht zuletzt auch, um ihre Angehörigen nicht weiter zu gefährden. Mit Hilfe der Organisation "Reporter ohne Grenzen“ reiste Jamal nach Deutschland. Inzwischen hat sie eine Aufenthaltserlaubnis und hofft, bald wieder in ihrem ursprünglichen Beruf arbeiten zu können. Meera Jamal beschreibt sich selbst als leidenschaftliche Journalistin und möchte damit auch ihren Kolleginnen in Pakistan ein Beispiel sein. "Ich schreibe über das, was mich berührt - und nur darüber. Wenn ich nicht genügend Leidenschaft verspüre, dann fange ich gar nicht erst an zu schreiben. So einfach ist das." Jetzt lebt die junge Journalistin in Bonn. Hier möchte sie bei der Urdu-Redaktion der Deutschen Welle Arbeit finden, um so weiterhin die Diskussion kontroverser Themen in ihrer Heimat anzuregen. Vielleicht, sagt sie wehmütig, sei ihr ja eines Tages auch die Rückkehr nach Pakistan wieder möglich.


Autor: Tobias Grote-Beverborg / Redaktion: Esther Broders