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Mit Katze und Maus zur Berlinale

Birgit Johannsmeier5. Februar 2009

Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal hat es ein lettischer Trickfilm auf die Berlinale geschafft. Bis zur Unabhängigkeit vor 17 Jahren liefen sämtliche Filmproduktionen unter dem Vorzeichen "Sowjetischer Film".

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Ein Dummy des "Goldenen Bären" vor einem Plakat der 57. Internationalen Filmfestspiele "Berlinale"
Begehrte Trophäe: Der Bär der Berliner FilmfestspieleBild: AP

Eine Lokomotive fährt schnaufend durch eine Hügellandschaft, vorbei an einem kleinen blauen Teich und einem großen roten Schrank, der unter einem Apfelbaum steht. Hinter der schweren Schranktür eröffnet sich die Welt von zwei alten Freunden: von Katz und Maus.

Ein Film aus 14.000 Bildern

Mit seiner liebevollen Animation über diese ungewöhnliche Freundschaft hat der 21-jährige Reinis Kanaellis den Sprung nach Berlin geschafft: "Wenn der Apfel rollt“ heißt sein siebenminütiger Zeichentrickfilm, der im Wettbewerb um den besten Kinderfilm läuft. "Ich bin überglücklich, dass ausgerechnet mein Film aus 1000 Einsendungen ausgewählt worden ist. Ich bin doch noch Student im letzten Studienjahr und gebe jetzt sogar mein erstes Interview“, erzählt er.

Zwei Jahre hat es gedauert, bis aus 14.000 Zeichnungen der Film entstanden ist. Reinis Kanaellis hat dafür mit Animateuren und seinem Vater zusammengearbeitet. Vilnis Kanaellis leitet das Studio "Rija" - er hat den ausgewählten Streifen produziert. Beiträge bei der Berlinale reiche das Studio schon seit der Gründung vor 17 Jahren ein, sagt er. "Wir sind international anerkannt, arbeiten mit Hollywood, Dreamworks und der Paramount zusammen." Aber zum ersten Mal laufe nun ein Streifen im Wettbewerb - "und der ist auch noch von meinem eigenen Sohn.“

Zeichnungen sind persönlicher als Computeranimationen

Ein kleines Mädchen schaut im Fernsehen einen Trickfilm an, aufgenommen am 14.09.2003 in Buxtehude, Quelle: dpa
Besonders Kinder mögen TrickfilmeBild: PA/dpa

Während die kleine Maus in grünen Shorts und Baseballkappe die Wohnung fegt, sammelt die große Katze mit runder Brille auf der Nase Äpfel für das Abendessen. Plötzlich findet sie ein großes Ei, aus dem abends ein kleiner Pinguin schlüpft.

Obwohl er schon als Kind durch die Korridore des Filmstudios in Riga gerannt sei, habe er jetzt zum ersten Mal erlebt, wie man mit Zeichnungen Gefühle zum Ausdruck bringen kann, meint Reinis Kanaellis. Es sei wichtig, dass die Animateurin verstehe, welchen Charakter die Personen hätten, erklärt er. "Gerade die Berührung mit der Hand gibt den Figuren etwas Persönliches, das bei Computeranimationen fehlt." Jede Phase der Bewegung werde mit Tusche gezeichnet, mit Bleistift ausgefüllt und erst später kämen die Farben hinzu. Am Ende helfen Katze und Maus dabei, den kleinen Pinguin wieder zu seiner Familie zu führen.

Ein Film als positives Beispiel

Ob er auch weiterhin Zeichentrickfilme machen werde, weiß Reinis Kanaellis noch nicht. Jetzt stehe erst einmal ein Spielfilm für sein Examen auf dem Programm.

Und auch der Schritt nach Hollywood sei ihm nicht so wichtig, wie seinem Vater, sagt Kanaellis. "Hollywood ist weit weg, ich möchte lieber hier meinen kleinen Zuschauern von einem besseren Leben erzählen. Es gibt soviel Gewalt auf der Welt. Deshalb möchte ich den Kinder Mut für ungewöhnliche Freundschaften machen."