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Mit Erfahrung WM-Fieber entfachen

13. Mai 2009

Rund 350 Mitarbeiter aus aller Welt bereiten die Fußball-WM 2010 in Südafrika vor, im Auftrag der Fifa oder der südafrikanischen WM-Organisatoren. Auch Europäer bringen ihr Know-how mit ein.

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Delia Fischer an ihrem Schreibtisch im Fifa-Büro in Johannesburg, neben ihr das WM-Maskottchen Zakumi. Foto: Ulrich Reimann
Fifa-Mitarbeiterin Delia Fischer mit WM-Maskottchen ZakumiBild: Ulrich Reimann

Delia Fischers Augen funkeln, wenn sie von ihrer neuen beruflichen Heimat erzählt. Seit neun Monaten lebt die 33jährige, die in Wien Wirtschaft und Sport studiert hat, in Johannesburg und arbeitet für den Weltfußballverband FIFA im Medienbereich: moderiert Pressekonferenzen, eröffnet Vorverkaufsstellen für den Confederations-Cup im Juni - und steht FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke zur Seite stehen, wenn er sich mit Journalisten aus aller Welt trifft, um den Fortschritt der WM-Vorbereitungen kritisch zu diskutieren.

Souffleuse für Fifa-Generalsekretär

Spielball für den Confederationscup im Juni 2009 in Südafrika. Foto: ap
Mit diesem Ball wird im Juni beim Confederations Cup in Südafrika gespieltBild: AP

Fischer kennt alle Fakten und Zahlen rund um Ticketvorverkauf und die Fertigstellung der Stadien. Sie souffliert in Pressekonferenzen, wenn Jerome Valcke einmal nicht weiter weiß. "Ich habe seit der WM 2006 an dem Projekt gearbeitet. Nach dem WM-Finale in Berlin wurde ich nach Südafrika geschickt, um den Kick Off -Workshop damals in Kapstadt mit Ministerpräsident Thabo Mbeki, den ganzen Sponsoren und den Host Cities zu organisieren. Und da habe ich eigentlich meine erste Dosis Südafrika bekommen", blickt Delia Fischer auf die Anfänge ihrer Arbeit in Südafrika zurück. Die Österreicherin ist gelernte Journalistin, hat beim Sportinformationsdienst (sid) in Neuss und als Korrespondentin in Paris gearbeitet. 2010 wird sie bereits ihre vierte Fußball-Weltmeisterschaft erleben. Von ihren Sportfachgebieten Tennis und Ski hat sie längst umgesattelt auf Fußball.

Zusammen mit 350 Mitarbeitern arbeitet Delia Fischer im sogenannten "SAFA (South African Football Association) House", das extra für die FIFA und das lokale Organisationskomitee 2007 fertiggestellt wurde. Zwei Österreicher, zwei Deutsche und ein US-Amerikaner arbeiten hier ständig für die FIFA, in den nächsten Monaten werden Experten aus aller Welt noch hinzukommen.

Nicht als Aufpasser

Erfahrung ist gefragt bei der WM-Vorbereitung. Deshalb holt sich auch das lokale Organisationskomitee (LOC) WM-Know-How aus Europa. Jens-Peter Hecht war 2006 im WM-Stadion Hannover zuständig für die Presse. Seine gemütliche, aber verbindliche Art ist noch vielen Journalisten in guter Erinnerung.

Nach Feierabend schaut WM 2010-Helfer Jens-Peter Hecht in seiner Johannesburger Wohnung fern: das Uefacupspiel Hamburger SV-Werder Bremen. Foto: Uli Reimann
Deutschen Fußball schaut Jens-Peter Hecht nach FeierabendBild: Ulrich Reimann

15 Jahre lang war er zu besten Zeiten von Boris Becker und Michael Stich Pressesprecher des Deutschen Tennisbundes. Erst vor zwei Monaten ist der Lüneburger in sein Büro in das Haus des südafrikanischen Fußball-Verbands direkt neben dem größten WM-Stadion in Johannesburg eingezogen. Tür an Tür arbeiten FIFA und LOC gemeinsam am Gelingen der WM. Wenn es manchmal knirscht, versucht Hecht zu vermitteln.

"Ich bin aus ganz freien Stücken hier nach Südafrika gekommen und keinesfalls als Aufpasser der FIFA in das LOC gesetzt worden. Ganz im Gegenteil: Ich ergreife gern die Partei für die Südafrikaner, denn die haben bislang noch keine Erfahrungen mit Großveranstaltungen", beschreibt Hecht das durchaus konfliktreiche Verhältnis zwischen FIFA und LOC. Der Lüneburger beaufsichtigt mit seinem Team den Aufbau und die Ausstattung der Pressezentren und -tribünen, wirft ein Auge auf die Anzahl der Akkreditierungen. Als "Media Operations-Manager" schult er die in den Stadien verantwortlichen Pressemanager.


Arbeit mit Herz


Christian Stiegler absolvierte beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München ein Praktikum und war während der WM 2006 im Stadion der bayrischen Landeshauptstadt verantwortlich für die freiwilligen WM-Helfer. Hier fiel der 31 Jahre alte Münchner der FIFA durch seine Begeisterung und seinen Einsatz auf. Der Weltverband holte ihn vor anderthalb Jahren nach Südafrika.

Mitarbeiter Christian Stiegler vor dem Eingang des SAFA-Hauses, im Hintergrund das Johannesburger WM Stadion Foto: Ulrich Reimann
Christian Stiegler vor dem "SAFA-House" in JohannesburgBild: Ulrich Reimann

In Johannesburg koordiniert Stiegler alle WM-Fachbereiche von A bis Z, greift ein, wenn Verzögerungen vorliegen und berichtet WM-Chef Danny Jordaan und den FIFA-Verantwortlichen über die Fortschritte der WM-Vorbereitungen. Stiegler hat schnell den "African way of life" kennen und schätzen gelernt. "Hier wird mit viel Herz gearbeitet. Nicht, dass wir in Deutschland weniger Herz haben, aber hier spürt man es mehr. Die Leute lachen, egal ob es Montag Morgen oder ob es Freitag ist". Und was nicht am Tag erledigt wird, wird dann abends beim gemütlichen Treffen auf eine Flasche exzellenten südafrikanischen Wein ausdiskutiert.

"Afrika ist anders"

Genau diese Geselligkeit zwischen Fußball-"Gastarbeitern" aus aller Welt verbunden mit der Gastfreundschaft der Südafrikaner sei das, worauf sich Fußballfans aus aller Welt im kommenden Jahr freuen dürften, sagt Delia Fischer und strahlt dabei voller Erwartungsfreude. "Afrika ist schon anders, allein wie die Leute miteinander umgehen. Vom Rhythmus, von der Lebensweise, von der Einstellung. Ich glaube, dass die Fans hier eine Supererfahrung machen werden. Die Fan-Parks, die Kultur, das Essen, dieser Rhythmus, die Musik. Das alles wird auch die Fans beeindrucken und mitreißen."

Autor: Ulrich Reimann

Redaktion Stefan Nestler