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Der Geist von Davos

Marco Vollmar, zzt. in Davos24. Januar 2007

Im winterlichen Davos findet derzeit das 37. Weltwirtschaftsforum statt. Unser Reporter Marco Vollmar hat einen der rund 2400 Wirtschaftsführer auf dem Forum begleitet.

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Jürgen Großmann
Jürgen Großmann ist geschäftsführender Gesellschafter der Georgsmarienhütte HoldingBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Jürgen Großmann macht Eindruck. Mit seinen 2 Meter 5 und über 100 Kilo Lebendgewicht ist der Eigentümer der Stahlholding Georgsmarienhütte nicht zu übersehen, wenn er durch die verschachtelten Gänge des Forums streift. Seit 15 Jahren kommt er hier hin, ist immer wieder begeistert von der intimen Atmosphäre und den unterschiedlichsten Menschen, die er hier trifft. Das mache den immer wieder angesprochen besonderen Geist des Forums aus.

"Der Geist von Davos der floatet nicht durch die Räume, man muss ihn suchen mit Gesprächen. In meinem Fach gibt es indische Unternehmer, die sich in deutsche Schmieden und Gießereien einkaufen, die lernt man hier kennen, mit denen kommt man ins Gespräch und fragt: Was wollt ihr eigentlich? Seid ihr daran interessiert, eine Fertigung in Deutschland zu erhalten oder wollt ihr nur das Know-how abziehen und dann alles in Indien machen? Das kann man viel besser, wenn man sich hier mal kennen gelernt hat.“

Grossmann trifft Merkel - Networking ist alles

Jürgen Großmann kennt viele Menschen und ist ein Netzwerker par excellence. Auch deswegen kommt er so gerne in den Schweizer Skiort. Hier in Davos hat er Angela Merkel in einem intimen Hintergrundkreis getroffen, direkt nachdem die Bundeskanzlerin das Weltwirtschaftsforum offiziell eröffnet hat. Sein Thema, das er mit Frau Merkel bespricht und das auch in Davos eine große Rolle spielt: die weltweite Energieversorgung. Als Stahlwerks-Eigentümer hat er da klare Vorstellungen.

"Was sind die Trends? Auf der einen Seite die umweltgerechte, auf erneuerbaren Energien basierende Energieerzeugung, die ist immer richtig. Bloß, wo liegt der internationale Konsens, was die Nuklearenergie angeht, da scheint Deutschland ja einen Sonderweg gehen zu wollen. Ob das unseren Basisindustrien recht ist, das möchte ich mal stark in Zweifel ziehen.“

Keine Angst vor der Globalisierung

Das Stahlimperium des Unternehmers hat 2006 mit 9000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro gemacht und einen satten Gewinn erwirtschaftet. In einer Branche, die durch weltweiten Wettbewerb, Riesen-Fusionen und den rasanten technischen Fortschritt geprägt wird. Doch diesen Entwicklungen der Globalisierung sieht er gelassen entgegen und auch vor den neuen Playern des internationalen Stahlmarktes aus China und Indien hat er keine Angst.

"Wir sind ja über 40 Jahre der Globalisierungs-Weltmeister und Hauptgewinner der Globalisierung gewesen, jetzt können wir nicht, wo die anderen stärker werden, auf einmal sagen, das wollen wir nicht mehr.(...) Außerdem sind wir an wohlhabenden Kunden interessiert: Je reicher unsere Kundenländer sind, umso mehr können wir denen verkaufen.“

Das wichtigste sind die Kontakte

Stark sind - allerdings nicht nur in Deutschland - auch die Managergehälter, die weltweit in den Unternehmen bezahlt werden. Und aus diesem Grund wird Jürgen Grossmann eine Veranstaltung des Forums besuchen, in denen die Gehälter der Top-Manager kritisch diskutiert werden. Viel Zeit bleibt nicht, sein Terminplan ist voll. Ihn interessieren darüber hinaus vor allem Managementseminare, in denen er neue Trends und Erkenntnisse bekommt. Allerdings, und das gibt er auch unumwunden zu, sind das Networking und die Kontaktpflege das wirklich entscheidende am Weltwirtschaftsforum in Davos.