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Mit 17 Jahren Bürgermeisterin in Südafrika

Ann-Katrin Johannsmann19. November 2003

In Südafrika geht man neue Wege: Die Jugend soll so früh wie möglich in die Politik eingebunden werden und ihre Zukunft mitgestalten - ganz im Sinne des Weltkindergipfels 2002.

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Weiße und schwarze Kinder sollen ihre Zukunft aktiv mitgestaltenBild: Christoph&Friends

Johannesburg - die größte Stadt Südafrikas - ist schnell, laut und gefährlich. Reiche Kinder leben dort praktisch hinter Gittern. Sie dürfen nie auf der Straße spielen, nie mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Arme Kinder leben in überfüllten Hochhäusern oder in den Ghettos am Rande der Stadt.

Megan Crampton will, dass die Zukunft anders aussieht. Sie ist 17 und seit einem halben Jahr die Junior-Bürgermeisterin der Stadt. Deshalb mischt sie sich in die Entscheidungen der Erwachsenen ein, wo immer sie kann. "Es ist unsere Zukunft um die es da geht. Wenn die Politiker nicht auf uns hören, können sie vollkommen falsche Entscheidungen über unsere Zukunft fällen", sagt die Junior-Bürgermeisterin selbstbewusst.

Mehr Bildung = weniger Aidskranke

Eines der großen Probleme der Jugendlichen in Südafrika ist Aids, erklärt Megan Crampton: "Die Gruppe mit der höchsten Infektionsrate ist 15 bis 24 Jahre alt. Das ist genau unser Alter." Sie glaubt, dass zu wenig Bildung daran schuld sei. Wenn Jugendliche besser Bescheid wüssten, wie sich die Krankheit überträgt, würden sich auch weniger Leute anstecken. Eine vernünftige Bildung ist in Südafrika für viele Kinder aber immer noch ein Luxusgut. Wer sich keine Privatschule leisten kann, muss auf eine öffentliche Schule gehen.

Die seien oft schlecht ausgestattet, erklärt Craig Dogan, 16 Jahre alt und Megans Stellvertreter: "In vielen Townshipschulen gibt es nicht genügend Tische, Bücher, nicht mal genügend Lehrer. Da muss die Regierung wirklich was tun. Oft werden Schüler sogar draußen unterm Baum unterrichtet oder drei teilen sich einen Tisch."

Für diese Schulen versuchen Megan und Craig, mit dem Junior Council soviel Geld wie möglich zu sammeln. Das bedeutet: Bettel-Briefe schreiben, Leute anrufen, Spendenquittungen ausstellen und hinterher alles ordentlich abheften.

Die Jugend ist hoch motiviert

Junior-Politiker sein heißt auch, lästige Pflichten haben. Da ist langer Atem gefragt. Aber genau davon haben die Junior-Politiker manchmal mehr als ihre älteren Kollegen, weiss Avril Rebeck. Sie ist bei der Stadt Johannesburg zuständig für den Junior Council: "Die sind noch jung und wollen was lernen. Sie wollen rausgehen und ihre Ideen durchsetzen. Mit den Kindern in der Schule muss es anfangen. Die haben keine Probleme damit, mit anderen Rassen und Hautfarben umzugehen."

Aufwachsen mit mehr Toleranz

Anders als ihre Eltern wachsen die Kinder in Südafrika heute ohne Apartheid auf. Für sie ist es ganz normal, dass weiße und schwarze Kinder in der Klasse nebeneinander sitzen. Auch im Junior Council sind alle Hautfarben und Religionen vertreten. Jeder mit dem gleichen Stimmrecht.

Vor knapp einem Jahrzehnt noch undenkbar, sagt Megan Crampton: "Unsere Eltern konnten nicht mal miteinander arbeiten und haben sich gegenseitig einfach nicht verstanden. In unserer Generation können wir das. Ich glaube, wir sind viel toleranter. Wir akzeptieren, dass wir unterschiedlich sind und aus unterschiedlichen Schichten kommen."

Wenn sie mit der Schule fertig ist, will Megan Anwältin werden. Craig will vielleicht sogar Politiker werden. Wenn die beiden es schaffen, in ihren zukünftigen Berufen ein bisschen von ihrem Optimismus umzusetzen, dann sieht Kindheit in Johannesburg in zehn oder zwanzig Jahren vielleicht ganz anders aus.