Mistkäfers Blick in die Sterne
30. Oktober 2013Navigationssysteme und Karten-Apps haben den meisten von uns Menschen diese Fähigkeit inzwischen abtrainiert, aber generell können wir uns nachts ganz gut am Himmel orientieren - sogar wenn der Mond mal nicht zu sehen ist. Dann hilft ein Blick in die Sterne. Viele Tiere, insbesondere Vögel, haben die gleiche Fähigkeit ebenfalls. Nun haben Wissenschaftler zum ersten Mal nachgewiesen, dass es auch ein Insekt gibt, das in den Himmel schaut, um den Weg nach Hause zu finden.
Die Zoologen aus Schweden und Südafrika haben in einer im Fachmagazin "Current Biology" veröffentlichten Studie herausgefunden, dass Mistkäfer in Südafrika ihre Nahrungsmittel, die Kotbällchen, in einer sternenlosen Nacht nicht geradlinig rollen. Bei klarem Himmel gelingt ihnen das aber ohne Probleme. Um die Orientierungsmethode des Mistkäfers genauer zu beobachten, hat das Forschungsteam die Insekten in ein Planetarium geholt und den Nachthimmel unter verschiedenen Bedingungen simuliert. So kamen die Forscher an den Nachweis, dass sich die Mistkäfer in einer mondlosen Nacht an den Sternen orientieren. Zum ersten Mal konnte man das damit in der Welt der Insekten feststellen, betont die schwedische Biologistin Marie Dacke.
Einzelne Sterne seien für die Augen des Mistkäfers aber zu dunkel, meinen die Forscher. Deswegen haben sie im Planetarium weitere Experimente durchgeführt, und eine erstaunliche Erkenntnis gewonnen: Auch wenn nur die Milchstraße - ohne detaillierte Sterne – rekonstrukturiert wird, können Mistkäfer ihre Kotbällchen genauso gut geradlinig voranschieben wie unter einem kompletten Sternhimmel. Mistkäfer orientieren sich also an der Milchstraße. Das sei bisher noch beispiellos in der Tierwelt, so die Wissenschaftler
Allerdings würden die Mistkäfer ihre einzigartige Kompetenz nur benutzen, wenn kein Sonnen- bzw. Mondlicht vorhanden ist. Die Untersuchungsergebnisse gelten nur für Mistkäfer in Südafrika - in anderen Ländern der Erde könnte auch die Navigation der Mistkäfer eine andere sein, ergänzt der Zoologe Eric Warrant.