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Missbrauchsvorwürfe gegen UN-Soldaten

6. Januar 2016

Die Blauhelmmission in Zentralafrika kommt nicht aus den Schlagzeilen. Erst im Sommer wurde ihr Chef gefeuert - nach einer Serie schwerer Pannen und Übergriffe. Doch schon gibt es neue Vorwürfe.

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Soldaten der Minusca-Mission (Archivbild: Getty Images/AFP/M. Longari)
Soldaten der Minusca-Mission (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/M. Longari

Der Skandal um sexuellen Missbrauch durch UN-Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik reißt nicht ab. Vier minderjährige Mädchen aus der Hauptstadt Bangui sollen von Blauhelmsoldaten missbraucht worden sein, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Die Opfer würden medizinisch und psychologisch betreut.

Ermittler des UN-Kinderhilfswerks UNICEF hätten die mutmaßlichen Täter bereits vernommen, so Dujarric. Sie stammten aus vier Ländern. Die Zahl der Beschuldigten und ihre Herkunftsstaaten nannte der Sprecher jedoch nicht.

"Grobes Versagen"

In den vergangenen Monaten waren immer wieder Missbrauchsvorwürfe gegen Blauhelme in der Zentralafrikanischen Republik laut geworden. Im Sommer hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den Chef der Minusca-Mission, Babacar Gaye, nach mehreren Skandalen mit den Worten entlassen: "Genug ist genug."

Unabhängige Ermittler warfen den Vereinten Nationen "grobes Versagen" bei der Aufklärung der Delikte vor. So war im April an die Öffentlichkeit gedrungen, dass französische UN-Soldaten in einem Lager nahe Bangui zwischen Dezember 2013 und Juni 2014 mehrere Kinder sexuell missbraucht haben sollen. Nach Ansicht der Ermittler wurden die Kinder im Alter zwischen neun und 13 Jahren gegen Essen oder Geld zu Sex gezwungen.

Den Vorwürfen sei jedoch erst nachgegangen worden, nachdem Medien darüber berichtet hatten. Anfang Dezember vernahm die französische Justiz vier Blauhelmsoldaten ihres Landes. Bisher standen 14 UN-Soldaten aus Frankreich, außerdem solche aus Äquatorialguinea und dem Tschad unter Verdacht.

Spirale der Gewalt

In der Zentralafrikanischen Republik werden zurzeit die Stimmen der Parlaments- und Präsidentenwahl vor einer Woche ausgezählt. Mit den Wahlen verbindet sich die Hoffnung auf eine Befriedung des Landes. In den vergangenen Jahren sind dort tausende Menschen durch Unruhen getötet worden. Mehr als 470.000 wurden nach UN-Angaben zur Flucht in die Nachbarländer Kamerun, Tschad und Kongo gezwungen.

Das muslimische Rebellenbündnis Séléka hatte im März 2013 den damaligen Staatschef François Bozizé gestürzt. Der Putsch zog Zentralafrika in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen. Nach der militärischen Intervention Frankreichs in seiner ehemaligen Kolonie Ende 2013 folgte im September 2014 der UN-Blauhelm-Einsatz in dem Staat, der zu den ärmsten der Welt zählt. Die UN-Truppe für Zentralafrika umfasst derzeit mehr als 10.000 Soldaten.

jj/ww (dpa, afp)