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Milliardenübernahme dank Brexit

18. Juli 2016

Für fast 30 Milliarden Euro will der japanische Telekom-Konzern Softbank den britschen Chip-Entwickler ARM übernehmen. Das Brexit-Votum der Briten spielt dabei eine entscheidende Rolle.

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Japan Softbank-Vorsitzender Masayoshi
Bild: picture-alliance/dpa/F. Robichon

Der Chipdesigner ARM, dessen Technologie fast in allen Smartphones und Tablets steckt, ist dem japanischen Telekommunikations-Anbieter Softbank viel Geld wert. Softbank wolle ARM für rund 24 Milliarden Pfund (rund 28,7 Mrd. Euro) übernahmen, teilte das Unternehmen am Montagmorgen in Tokio mit.

Das Angebot steht bei rund 17 Pfund pro Aktie, ein Aufschlag von etwa 43 Prozent auf den Schlusskurs aus der vergangenen Woche, wie zuvor unter anderem die "Financial Times" und das "Wall Street Journal" berichtet hatten.

Das Management von ARM empfahl seinen Aktionären, die Angebot anzunehmen. Laut Unternehmensangaben werde ARM als eigenes Unternehmen fortbestehen und seinen Firmensitz weiter in Cambridge haben.

Günstig dank Brexit-Votum

Kommt der Deal zustande, wäre es die größte Übernahme in der europäischen Technologie-Branche. Es ist auch das erste große Übernahmeangebot für eine britische Firma seit dem Brexit-Votum. Im Juni hatten die Briten mehrheitlich für einen Austritt aus der Europäischen Union gestimmt.

Nach dem Referendum war der Kurs des Pfund zum Yen stark gefallen. Die britische Währung ist jetzt rund 30 Prozent weniger wert als noch vor einem Jahr. Entsprechnend günstig wurde daher das Übernahmeangebot für die Japaner.

Der britische Finanzminister Philip Hammond erklärte, die geplante Übernahme zeige, dass das Königreich für Investoren nichts von seiner Attraktivität eingebüßt habe.

Erfolgreich mit Lizenzen

ARM stellt Prozessoren nicht selbst her, sondern entwirft nur die Chip-Architektur, auf die dann Lizenzen verkauft werden. Prozessoren auf Basis der ARM-Technologie arbeiten sehr stromsparend. Das hat ihnen den Platz in den weitaus meisten Smartphones und Tablets gesichert.

Dem Chip-Riesen Intel aus den USA, der das Geschäft mit Prozessoren für PCs dominiert, gelang es nie, die Vormachtstellung von ARM bei den mobilen Geräten zu brechen. Es gab nur sehr wenige Smartphones mit Intel-Chips, nur bei Tablets konnte sich der US-Konzern eine kleine Nische sichern.

Apple entwirft seit Jahren eigene Chips für seine iPhones und iPads - sie basieren aber auch auf ARM-Technologie. Auch Smartphone-Marktführer Samsung entwickelt eigene Chips auf ARM-Basis.

Hohe Schulden

ARM kündigte jüngst neue Prozessoren-Entwürfe unter anderem für kleine vernetzte Technik im sogenannten Internet der Dinge an. Das könnte für Softbank besonders interessant sein: Telekom-Firmen weltweit versuchen, sich als Dienstleister für vernetzte Geräte aller Art neu zu erfinden.

Softbank-Firmengründer Masayoshi Son (Bild oben) hat seinen eigentlich geplanten Rückzug aus der Firmenspitze abgesagt. Ausschlaggebend für den Strategiewechsel sind nach seinen Worten Trends wie künstliche Intelligenz oder die zunehmende Vernetzung von Autos, Gebäuden oder Hausgeräten - dem "Internet der Dinge".

Analyst Patrick Moorhead von Moor Insights & Strategy rechnet zugleich damit, dass Softbank versuchen könnte, die Lizenzgebühren zu erhöhen. Der japanischen Firma gehört seit 2013 auch der US-Telekommunikationsanbieter Sprint, der im harten Wettbewerb viel Geld verschlingt.

In den vergangenen Monaten hat Softbank Beteiligungen an anderen Unternehmen verkauft, darunter auch am chinesischen Online-Händler Alibaba. So nahm Softbank rund 17 Milliarden Euro ein. Experten hatten erwartet, dass Softbank mit den Erlösen seinen hohen Schuldenberg von umgerechnet über 90 Milliarden Euro reduziert.

Stattdessen leiht sich das Unternehmen noch mehr Geld. Softbank gab am Montag eine Kreditlinie bekannt, die knapp ein Drittel des Kaufpreises für ARM abdeckt.

bea/wen (dpa, reuters)