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Innovative Migranten

Zoran Arbutina26. Juli 2007

Der Zuzug von hochqualifizierten Ausländern stärkt die Innovationskraft deutscher Regionen. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit.

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Eine Frau ist über ein Schreibheft gebeugt, daneben liegt ein Deutschbuch, Quelle: dpa
Lernen für den AufschwungBild: picture-alliance/dpa

Lange Zeit hat man in Deutschland unter dem Begriff "Ausländer" in erster Linie an Gastarbeiter oder Asylsuchende gedacht. In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung der Migranten in der Öffentlichkeit geändert, und zwar zu Recht, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt: Der Zuzug Hochqualifizierter stärkt die Innovationskraft der Regionen.

"Es ist sehr gut, wenn die Leute aus anderen Ländern kommen und eigene Erfahrungen mitbringen", sagt Anila Gottschling, Ingenieurin aus Albanien. Ihr Arbeitsbereich ist die Hochtechnologie: Lasertechnik und Teilchenbeschleuniger. Sie forscht und entwickelt neue Geräte und Instrumente, die die mittelständische Firma ACCEL aus Bergisch Gladbach in der Nähe von Köln in der Einzelstückanfertigung für Labors und Forschungsinstitute weltweit produziert.

Mit ihrer Meinung steht Gottschling nicht alleine da: Die Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bestätigt, dass gerade für den Bereich Forschung und Entwicklung die kulturelle Vielfalt der Arbeitskräfte bedeutsam ist. Das kann die Entwicklung neuer Produkte und Prozesse fördern, weil dafür unterschiedliche Kenntnisse und Problemlösungsstrategien benötigt werden.

Helfen weiter: Qualifikation und Welterfahrung

Die heute 34-jährige Anila studierte zuerst in der albanischen Hauptstadt Tirana Physik auf Lehramt und später physikalische Technik in Norwegen, Deutschland und Italien. Ihr standen viele Türen in den verschiedenen Ländern offen. Für Deutschland entschied sie sich letztendlich aus Beziehungsgründen. Ihre Welterfahrung und die fachlichen Kenntnisse waren entscheidende Vorteile bei der Arbeitssuche: "Es war wichtig, dass ich in so vielen Ländern war, die Diplomarbeit in Italien gemacht habe, als Gastwissenschaftlerin in Norwegen war, und auch drei Fremdsprachen spreche. Diese Auslandserfahrungen sind wichtig, weil meine Firma viel mit dem Ausland zu tun hat."

Gerade diese Kombination - Qualifikation und Interkulturalität - hat die stärksten Effekte für die Innovation, das bestätigt auch die Studie: Hochqualifizierte Migranten tragen zur Entwicklung der Kreativität besonders viel bei.

Neugier und Offenheit treibt Ausländer nach Deutschland

Einer davon ist auch Oleksandr Kotsyuba aus der Ukraine. Der 32-Jährige kam vor acht Jahren nach Deutschland, arbeitet zurzeit ebenfalls bei der Firma ACCEL an der Entwicklung medizinischer Geräte zur Krebsbehandlung durch Protonenstrahlung. Zu Hause studierte er Elektrophysik, bis ihm dieses Zuhause aber zu eng wurde: "Ich wollte Medizintechnik studieren. Das konnte man auch in der Ukraine studieren, aber ich wollte eine andere Kultur und Mentalität kennenlernen. Und da ich die deutsche Sprache gelernt habe, bat sich der deutschsprachige Raum an."

Kotsyuba studierte dann im sächsischen Zwickau. Arbeit fand er dort aber nicht, und so zog es ihn in den Westen Deutschlands. Sein Fachwissen war entscheidend für die Anstellung. Und seine slawische Mentalität hat ihm geholfen, Fuß zu fassen und sich mit den Kollegen erfolgreich auszutauschen, glaubt er: "Die Ukrainer sind sehr offen, das hat mir sehr geholfen bei der Kommunikation mit den Menschen."

Alles spricht für weitere Zuwanderungserleichterungen

Die Studie mit dem Titel "Kulturelle Vielfalt, Integration und Wirtschaft" untersucht den Zusammenhang der Anzahl angemeldeter Patente mit der Konzentration akademisch ausgebildeter Migranten in einer Region. Die höchsten Werte werden für die großen westdeutschen Ballungsgebiete ermittelt - für Stuttgart, München und das Rhein-Main Gebiet, die niedrigsten fanden sich im ostdeutschen Flachland.

Für die Autoren der Studie ist die Schlussfolgerung eindeutig: Alles spricht für eine weitere Erleichterung der Zuwanderung gut ausgebildeter Arbeitskräfte nach Deutschland. Anila Gottschling, die einen Deutschen geheiratet hat und inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit hat, sieht Deutschland als ein lohnendes Ziel für hochqualifizierte Einwanderer: "Jetzt, wo ich in Deutschland lebe, merke ich, dass es von der Lebensqualität und dem Multikulti her eines der besten Länder der EU ist. Man fühlt sich hier nicht benachteiligt."