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MIG-29 bedroht türkische Kampfjets

6. Oktober 2015

Zweimal verletzten russische Kampfflugzeuge den türkischen Luftraum. Nun gab es einen Zwischenfall an der Grenze zu Syrien, der noch viel ernster war. Der türkische Präsident sieht die Freundschaft mit Moskau in Gefahr.

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Russisches Kampfflugzeug MiG-29 (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Denisov

Ein nicht identifiziertes MIG-29-Kampfflugzeug hat nach Angaben der türkischen Armee acht F-16 Jets an der syrisch-türkischen Grenze "gestört". Die türkischen Jets waren auf Patrouillenflug, als sie für viereinhalb Minuten vom Zielverfolgungsradar der Maschine erfasst wurden. In dieser Zeit hätten die Jets durchaus entweder automatisch oder per Knopfdruck des unbekannten Piloten von einer Rakete getroffen werden können.

Wie türkische Militärs weiter mitteilten, wurden die F-16 Maschinen gleichzeitig von Raketensystemen erfasst, die auf syrischem Territorium stationiert sind. Offiziell blieb bislang ungeklärt, ob die MIG zu dem russischen Kampfjetverband gehört, der seit vergangenem Mittwoch Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und anderer Rebellen in Syrien bombardiert. Moskau ist ein Verbündeter des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Die Türkei dagegen unterstützt Rebellengruppen, die gegen Assad kämpfen.

"Moskau setzt Freundschaft zu Ankara aufs Spiel"

Vor dem jüngsten Zwischenfall hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit Blick auf die zwei Grenzverletzungen vom Wochenden eine ernste Warnung an Moskau gerichtet. "Russland wird viel verlieren, wenn es die Freundschaft mit der Türkei aufs Spiel setzt", machte Erdogan in Brüssel unmissverständlich klar. Und er legte noch nach, ein Angriff auf die Türkei sei ein Angriff auf die NATO. Dies sollte man wissen.

Der türkische Präsident Erdogan in Brüssel (Foto: afp)
Sehr ernste Worte richtet Erdogan an den KremlBild: imago/Belga

Russische Kampfjets waren am Wochenende bei ihren Angriffen auf Ziele in Syrien zweimal kurz in der Grenzregion Hatay in den türkischen Luftraum eingedrungen. Die Regierung in Ankara bestellte daraufhin nach beiden Vorfällen den russischen Botschafter ein und warnte vor einer Wiederholung.

NATO mahnt

Mahnende Worte kamen auch vom türkischen Bündnispartner NATO. Der Generalsekretär der Allianz, Jens Stoltenberg, zweifelte die russische Erklärung an, wonach die beiden Grenzverletzungen vom Wochendende ein Versehen waren. "Ich werde jetzt nicht über die Motive spekulieren, aber das sieht nicht nach einem Missgeschick aus", erklärte er in Brüssel. Er rief Russland auf, den Luftraum des NATO-Mitglieds nicht noch einmal zu verletzen und sprach von einem unverantwortlichen Handeln.

Neue Videokonferenz zwischen USA und Russland?

Der russische Vize-Verteidigungsminister Anatoli Antonow zeigte sich inzwischen grundsätzlich mit dem Vorschlag der USA einverstanden, wie die Militäreinsätze beider Länder über Syrien koordiniert werden sollten. In den nächsten Tagen werde es eine zweite Video-Konferenz "mit unseren amerikanischen Partnern" geben, zitierte die Nachrichtenagentur TASS Antonow.

Ein Kratereinschlag nach einem russsischen Luftschlag außerhalb der Stadt Al-Ghadfa in der Provinz Idlib (Foto: rtr)
Ein Kratereinschlag nach einem russsischen Luftschlag außerhalb der Stadt Al-Ghadfa in der Provinz IdlibBild: Reuters/K. Ashawi

Zudem würde Russland es begrüßen, wenn eine Delegation des türkischen Verteidigungsministeriums nach Moskau käme, um zu beraten, wie "Missverständnisse" zu Syrien ausgeräumt werden könnten, hieß es weiter. Eine von den USA geführte Allianz aus westlichen und arabischen Staaten fliegt seit einem Jahr im Kampf gegen Assad und gegen IS-Dschihadisten Luftangriffe in Syrien. Die USA haben vorgeschlagen, Sicherheitsabstände zwischen amerikanischen und russischen Kampfjets sowie einheitliche Funkfrequenzen für Notrufe festzulegen.

Angriffe auf Palmyra?

Russische Kampfflugzeuge weiteten nach Angaben aus der syrischen Hauptstadt Damaskus ihre Angriffe auf die vom IS eroberte Antikenstadt Palmyra aus. Bei den mit der syrischen Regierung abgestimmten Luftschlägen seien IS-Ziele in und um Palmyra zerstört worden, darunter gepanzerte Fahrzeuge, Waffendepots und Raketenwerfer, hieß es im Staatsfernsehen.

Das russische Verteidigungsministerium in Moskau wies die Berichte als "absolute Lüge" zurück. Russische Kampfjets griffen weder Siedlungsgebiete noch Architekturdenkmäler an, betonte dessen Sprecher Igor Konaschenkow.

se/kle (afpe, rtre, dpa)