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Microsofts Wunderkind Flextronics stoppt seine Produktion in Ungarn

31. Mai 2002

– Das Unternehmen entlässt mehr als 1000 Mitarbeiter

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Budapest, 28.5.2002, BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch, Gunnar Erth

Der Wunderkasten aus dem Hause Microsoft sollte dem Flextronics-Werk in Sárvár auf Jahre hinaus Beschäftigung garantieren. Doch nur wenige Monate nach Anlauf der Produktion der Spielkonsole in der ungarischen Kleinstadt hat der Flextronics-Mutterkonzern beschlossen, die Produktion nach China zu verlagern. Mehr als 1000 Mitarbeiter werden in Ungarn ihren Job verlieren.

Im Juni soll die letzte X-Box in der wohlgehüteten Produktionshalle in Sárvár vom Band rollen. Der Grund für die Entscheidung: Die Herstellung ist in Asien billiger, obwohl dort ebenfalls erst ein komplettes Werk umgerüstet werden muss und die für den europäischen Markt produzierten Spielkonsolen sechs Wochen per Schiff unterwegs sein werden. Sárvár ist der einzige europäische Herstellungsort der Konkurrenz für Sonys Playstation und Nintendos GameCube. Daneben gibt es noch ein Werk im mexikanischen Guadalajara, das den amerikanischen Markt versorgt.

"Ich bin von der Entscheidung nicht überrascht", erklärte Flextronics-Manager Werner Hochmüller, Leiter des Werks in Sárvár. "Es war sowieso geplant worden, ein Werk in China zu bauen. Das jetzt die Produktion allerdings hier komplett gestoppt wird, war nicht so schnell vorgesehen." Als Grund sieht Hochmüller nicht die Lohnkosten, hier sei Ungarn konkurrenzfähig. Ausschlaggebend seien Vorteile in der Zulieferkette gewesen. "Fast alle Bauteile stammen aus Asien. Es ist einfach effektiver, dort auch die gesamte X-Box zu montieren." (...)

Die Entscheidung über den Produktionsstopp betrifft mehr als 1000 der knapp 8000 Mitarbeiter, vor allem im Werk in Sárvár, zum kleinen Teil auch in der Anlage in Zalaegerszeg. Probleme mit dem Betriebsrat gebe es aber wegen der anstehenden Entlassungen nicht. "Der Betriebsrat hat sich sehr vernünftig gezeigt und versteht unsere Lage", so Hochmüller. Man stehe in enger Verbindung mit dem Arbeitsamt und suche nach Lösungen für die Arbeiter. "Ein Teil wird zum Beispiel bei Philips unterkommen. Etwa 700 bis 800 Mitarbeiter werden eine neue Stelle in den Komitaten Vas und Veszprém finden", glaubt der Manager. Flextronics biete zudem Transfers zu den Werken in Nyíregyháza und Tab an. "Das ist aber nur für einige Spezialisten interessant. Die meisten Angestellten stammen aus dieser Gegend und wollen nicht nach Ostungarn." (...) (fp)