1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wachstum nur im Ausland

28. Mai 2009

Deutschland ist nach wie vor der Messestandort Nummer eins. Nirgendwo gibt es so viele internationale Leitmessen wie hier. Doch wachsen können die Messegesellschaften nur noch im Ausland.

https://p.dw.com/p/Hysa
Models auf einer Modemesse in Düsseldorf (AP Photo/Martin Meissner)
Models auf einer Modemesse in DüsseldorfBild: AP

Sie gehört zu den führenden Dienstleistungsbranchen in Deutschland: die Messewirtschaft. Die Veranstalter setzen 2008 mit ihren Ausstellungen und Kongressen rund 2,8 Milliarden Euro um und sicherten rund 250.000 Arbeitsplätze. In den vergangenen Jahren ging es stetig bergauf, die Messen Frankfurt, Düsseldorf und München gehören zu den größten Gesellschaften weltweit. Doch wie verhält es sich mit dem Messegeschäft in der Krise?

Ein Viertel weniger Aussteller auf der Computermesse CEBIT, zehn Prozent weniger Besucher und vier Prozent weniger Aussteller als im Vorjahr auf der Hannover-Messe. Die ersten fünf Monate des Jahres haben gezeigt, dass die Krise auch an der Messewirtschaft nicht spurlos vorbei geht. Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer noch Gewinner. Die Leitmesse für den Fruchthandel, die Fruit Logistica, zog beispielsweise im Februar fünf Prozent mehr Aussteller nach Berlin als im Jahr zuvor. Hans-Joachim Boekstegers, der Vorsitzende des Ausstellungs- und Messe-Auschusses der Deutschen Wirtschaft (AUMA), meint, die Branche sei bislang mit einem blauen Auge davon gekommen. "Es gibt eine Finanz- und Wirtschaftskrise, aber es gibt keine Messekrise."

Aussteller sparen

Ein Messebesucher geht auf der CeBIT in Hannover an einem CeBIT 2010 Plakat vorbei. Foto: Peter Steffen dpa/lni +++(c) dpa - Report+++
Die Computermesse CeBIT verzeichnet einen starken BesucherrückgangBild: picture-alliance / dpa

Bisher jedenfalls nicht. Im Schnitt sanken die Ausstellerzahlen nur um zwei bis drei Prozent. Doch was im Herbst sein werde, das könne man jetzt seriös noch nicht vorhersagen, so Boekstegers. Das Messegeschäft ist ein sogenanntes nachlaufendes Geschäft. Gebucht wird weit im Vorfeld einer Messe, die Auswirkungen der Krise zeigen sich also erst noch. Fakt ist: Die ausstellenden Unternehmen sparen. "So reduzierte sich die vermietete Standfläche um fünf Prozent und es wird natürlich auch sonst an allen Ecken und Ende gespart. Das fängt bei den belegten Hotels an und hört beim Catering auf. Die Firmen versuchen im Rahmen der Möglichkeiten, die sie überhaupt noch haben, die Kosten zu senken."

Das gilt nicht nur für deutsche, sondern auch für ausländische Aussteller. Schon im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der Unternehmen aus Mittel- und Osteuropa und aus China, die auf deutschen Messen präsent sein wollten, weitaus weniger, als in den Jahren zuvor. Die Beteiligungen aus China zum Beispiel sind nur noch um acht Prozent gewachsen. Noch vor zwei Jahren ging es um 30 Prozent Wachstum. "Angesichts des schrumpfenden Welthandels werden die ausländischen Aussteller ohnehin nicht mehr so selbstverständlich wie bisher die Wachstumstreiber der Messen in Deutschland sein", so Boekstegers.

Wachstum im Ausland

Ein Arbeiter schraubt an einem Messestand Foto: Carsten Rehder dpa/lni
Die Deutsche Messe AG organisiert Ausstellungen auch in ShanghaiBild: dpa

Alle großen deutschen Messegesellschaften haben daher Tochterunternehmen im Ausland. 220 Auslandsmessen haben sie im vergangenen Jahr ausgerichtet, die meisten davon in China, Russland und Indien. Den Messegesellschaften, so sagt Peter Neven, Geschäftsführer des AUMA, sei es dabei gelungen, die Messen vor Ort auch nachhaltig zu etablieren. "Die Messen im Ausland sind in den letzten Jahren jeweils deutlich größer geworden. Im letzten Jahr hatten die Auslandsmessen deutscher Veranstalter insgesamt über 88.000 Aussteller, das sind 400 pro Messe."

2009 soll es weiter aufwärts gehen. Die Nachfrage besteht, Absagen gab es bislang kaum. Auch deutsche Unternehmen zieht es zunehmend auf Messen ins Ausland. Unterstützt werden sie durch das 38 Millionen Euro schwere Auslandsmesseprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Im vergangenen Jahr finanzierte es den Messeauftritt für mehr als 7.600 deutsche Firmen, das waren 25 Prozent mehr als 2004. In diesem Jahr ist die Nachfrage erstmals größer, als der Etat es zulässt. AUMA-Vorstand Boekstegers fordert daher mehr Geld. "Ich will jetzt nicht polemisch sein", sagt er, "aber wenn wir nur an Opel denken und dann sehen, was wir mit vergleichsweise wenig Mitteln erreichen können, dann darf man nicht am falschen Ende sparen"

Doch 2010 will das Bundeswirtschaftsministerium die Zahl der Messebeteiligungen von 250 auf 190 reduzieren. Das, so heißt es beim AUMA, sei eine deutliche Verschlechterung der Exportförderung. Das Gegenteil müsse der Fall sein. Der Etat des Auslandsmesseprogramms müsse deutlich aufgestockt werden, die Zielvorgabe laute 45 Millionen Euro.

Autor: Sabine Kinkartz

Redaktion: Rolf Wenkel