Mesic gegen Kosor
16. Januar 2005Beobachter rechnen mit einem erneuten Sieg von Stipe Mesic bei den Präsidentschaftswahlen in Kroatien. Die Frage war von Anfang an, ob er es im ersten oder erst im zweiten Wahlgang schafft. In die Stichwahl gezwungen hat ihn die Kandidatur des erfolgreichen kroatisch-amerikanischen Geschäftsmanns Boris Miksic, der im ersten Wahlgang fast 18 Prozent der Stimmen erreichte. In die Stichwahl hat es für Miksic allerdings nicht gereicht - vor ihm landete mit rund 20 Prozent noch die Kandidatin der regierenden HDZ, Jadranka Kosor.
Angestrebt: gutnachbarschaftliche Beziehungen
Das Programm des 71-jährigen Amtsinhabers Mesic und seiner 52-jährigen Herausforderin Kosor ähneln sich sehr. Selbst ihnen fiel es im TV-Duell schwer, auf die direkte Frage, wo die Unterschiede im Programm seien, eine klare Antwort zu geben. Sowohl Mesic als auch Kosor wollen sich nach Kräften für den schnellen Beitritt Kroatiens zur EU einsetzen, für beide ist auch der NATO-Beitritt klares Ziel, beide sehen keine Alternative zur Zusammenarbeit mit dem Den Haager Tribunal, beide wollen gute Beziehungen mit den Nachbarn - auch mit Serbien.
Korruption ist für beide Kandidaten ein großes Übel, das sie entschlossen zu bekämpfen versprechen. Und wenn es um konkrete Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung geht, dann streiten Mesic und Kosor darüber, wessen Idee die Schaffung der steuerbegünstigten Wirtschaftszonen war:
Ähnlichkeiten zwischen den Kandidaten
Beide versuchen gerade auf den Gebieten zu punkten, auf denen der jeweils andere als kompetent gilt. So verspricht Kosor, die kroatischen Soldaten "nie in den Irak zu schicken" - denn dass kroatische Soldaten bisher nicht im Irak sind, ist ein eindeutiger Verdienst Mesics. Der Amtsinhaber versucht seinerseits, sich als Beschützer der schwächsten in der Gesellschaft, der Minderheiten und Familien darzustellen. Der Schutz sozial Benachteiligter ist bisher ein Gebiet, auf dem sich Familienministerin Kosor hervorgetan hat. Jahrelang moderierte sie im Kroatischen Rundfunk eine Sendung, in der sich die Hörer über ihre missliche Lage beklagen konnten.