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Merkel fordert Beutekunst zurück

21. Juni 2013

Bundeskanzlerin Merkel hat bei der Eröffnung einer Ausstellung in Sankt Petersburg von Russland die Rückgabe der Beutekunst gefordert. Wegen des Termins wäre es beinahe zum Eklat gekommen.

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Russlands Präsident Putin zeigt Bundeskanlzerin Merkel eine historische Lithografie (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

"Wir sind der Meinung, dass diese Ausstellungsstücke wieder zurück nach Deutschland kommen sollten", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Museum Eremitage der russischen Ostseemetropole. Die Exponate sollten den Eigentümern oder deren Rechtsnachfolgern zurückgegeben werden.

In der von Merkel und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (Artikelbild) eröffneten Ausstellung "Bronzezeit - Europa ohne Grenzen" sind auch etwa 600 Objekte zu sehen, die nach dem Zweiten Weltkrieg von sowjetischen Soldaten aus Deutschland nach Russland gebracht worden waren. Zu ihnen zählt nach Angaben der beteiligten Stiftung Preußischer Kulturbesitz der 1913 entdeckte Goldschatz von Eberswalde. Die Ausstellung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Eremitage und Museen in Moskau und Berlin anlässlich des derzeit laufenden deutsch-russischen Jahres.

Merkel sagte in ihrer Ansprache weiter, Deutschland und Russland hätten nach dem Krieg soviel geschafft. Deshalb sei sie hoffnungsfroh, dass auch dieses Problem gelöst werde. Sie bedankte sich ausdrücklich dafür, dass die Exponate überhaupt erstmals öffentlich gezeigt werden. "Das ist ein wichtiger Schritt."

Kunst als Entschädigung für Kriegsverluste

Putin erwiderte, man solle bei dem Thema aufhören, gegenseitig Forderungen nach  Rückübertragung zu erheben. Ansonsten würde die Türkei auch die Herausgabe der Schliemann-Schätze aus Deutschland fordern können. Die Wissenschaftler beider Länder hätten die Ausstellung ermöglicht, weil sie unpolitisch vorgegangen seien. Dies sei der richtige Weg, betonte Putin. Es sei dem normalen Bürger außerdem egal, wo Kulturschätze gezeigt würden - sei es nun in Berlin, Sankt Petersburg, Moskau oder in der Türkei.

Während sich Deutschland bei der Forderung nach Rückgabe der Beutekunst auf das Völkerrecht beruft, betrachtet Russland die Kunstschätze als Entschädigung für Kriegsverluste. Unlängst sagte der russische Kulturminister Wladimir Medinski, dass die Schätze mit dem Blut sowjetischer Soldaten bezahlt worden seien. Russland sei nicht einmal bereit, auch nur über den Status der Güter zu reden.

Museum Eremitage in St. Petersburg (Foto: imago)
Museum Eremitage in St. PetersburgBild: imago stock&people

Um den Auftritt Merkels in der Eremitage wäre es beinahe zu einem Eklat gekommen. Die russische Seite strich die ursprünglich vorgesehenen Grußworte der Politiker, offenbar aus Verärgerung darüber, dass die Kanzlerin das Thema Beutekunst ansprechen wollte. Dem wollte nun die deutsche Seite nicht zustimmen. "Eine Eröffnung, die nur daraus bestanden hätte, kurz durch die Ausstellung zu hetzen, wäre dieser besonderen Ausstellung auch nicht angemessen gewesen", sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. Daraufhin wurde der Termin ganz gestrichen. Erst ein - so Merkel - direktes Gespräch" mit Putin habe dazu geführt, dass die Absage des gemeinsamen Museumsbesuchs revidiert wurde.

Die Kanzlerin war auch nach Sankt Petersburg gereist, um gemeinsam mit Putin an einem Internationalen Wirtschaftsforum in der russischen Ostsee-Metropole teilzunehmen. Bei einer Podiumsdiskussion begrüßten Merkel und der Kremlchef die Ankündigung der US-Notenbank eines Kurswechsels in der Geldpolitik. Sie glaube, dass der vom Präsidenten der Fed, Ben Bernanke, angedeutete Zeitplan für einen solchenKurswechsel richtig sei, sagte Merkel. "Wir dürfen nicht vergessen, dass sehr hohe Liquidität die Ursache der letzten großen Finanzkrise war, und wir dürfen auf gar keinen Fall wieder in seine solche Krise hineingehen."

Putin und Merkel wenden Eklat noch ab

Die Reaktionen der Finanzmärkte auf die Erklärung Bernankes zeigten, dass die Welt noch nicht wieder "in einem völligen globalen Gleichgewicht" sei, betonte Merkel. Putin sagte: "Eine Korrektur sollte stattfinden. Man kann nicht unendlich die Wirtschaft mit Liquidität vollpumpen, ohne die Probleme zu lösen."

wl/re (dpa, afp, rtr)