1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Unverständlich und zu klein

12. Mai 2009

Die deutschen Verbraucherverbände sind in Berlin zu ihrem Verbandstag zusammengekommen. Auch die Kanzlerin kam vorbei und erzählte von ihren Sorgen als Verbraucherin.

https://p.dw.com/p/HoYd
Bundeskanzlerin Merkel auf dem Deutschen Verbrauchertag (Foto: AP)
Bundeskanzlerin Merkel auf dem Deutschen VerbrauchertagBild: AP

Es ist eigentlich eine unscheinbare, aber mächtige Organisation, die die Kanzlerin am Dienstag (12.05.2009) besuchte. Ganz und gar nicht unscheinbar aber war der Ort, an dem der deutsche Verbrauchertag stattfand. Deutschlands Verbraucherschützer trafen sich nämlich im Monumentalbau des stillgelegten Flughafens Berlin-Tempelhof.

190 Beratungsstellen unterhalten die Verbraucherzentralen in Deutschland, und weil irgendwie ja jeder Deutsche ein Verbraucher ist, hat die Politik erkannt, dass die Verbraucherverbände keine Randerscheinung sind. Angela Merkel hatte sich bereits zuvor mit dem Vorsitzenden des Verbrauchertags getroffen. So wichtig sei die Stellung der Verbraucherverbände, sagte sie, dass sie gerne regelmäßige Treffen im Kanzleramt abhalten wolle.

Verbraucherzentralen verdoppeln

Eine Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart (Foto: dpa)
Bald soll es noch mehr Beratungsstellen gebenBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Weil immer mehr Produkte aus immer mehr Ländern in die Supermarktregale kommen, immer kompliziertere Finanzdienstleistungen in Bankfilialen angeboten werden und immer undurchsichtiger wird, was im Babybrei verkocht oder in Spielzeug verarbeitet wird, treten die Verbraucherverbände selbstbewusst auf. Sie wollen ihre Beratungsstellen auf 400 verdoppeln und fordern dafür 245 Millionen Euro.

Schließlich seien sie gerade in diesen Zeiten gefragt, erklärt Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentralen-Bundesverbands. "Die Verbraucherzentralen sind zu einer Wutsammelstelle dieser Republik geworden." Es sei Aufgabe der Verbraucherzentralen, das Vertrauen der Bürger in Wirtschaft, Staat und Banken wiederherzustellen.

Probleme haben alle

Die Verbraucherzentralen beraten Kunden bei Kaufentscheidungen, informieren über gefährliche Produkte, nehmen Einfluss auf Gesetze, die die Verbraucher betreffen, und setzen sich vor Gerichten für die Rechte der Konsumenten ein. Kurz, sie kümmern sich um Probleme, die nicht einmal einer Kanzlerin fremd sind.

Sie ärgere sich oft über unverständliche Gebrauchsanweisungen neuer technischer Geräte, erzählte Merkel. "Dabei habe ich Physik studiert und glaube nicht, dass ich ganz ungebildet bin." Die Kanzlerin klagte auch über unverständliche Anglizismen an Bahnhöfen und zu klein gedruckte Texte, die man nur lesen könne, "wenn man seine Brille gefunden hat".

Streit ums Geld

Matratzenprüfgerät von Stiftung Warentest (Foto: STIWA)
Matratzenprüfgerät von Stiftung WarentestBild: Stiwa

Und natürlich war auch vom Geld die Rede. In den letzten Jahren seien die Zuschüsse des Staates an die Verbraucherorganisationen ständig gestiegen, betonte sie. Nun wolle die Regierung auch das Kapital der "Stiftung Warentest" aufstocken, die regelmäßig verschiedene Produkte vergleicht.

Die geforderten zusätzlichen Millionen für neue Zentralen aber meinte Merkel damit noch nicht. Bund und Länder streiten noch, wer das bezahlen könnte.

Autor: Matthias Bölinger

Redaktion: Kay-Alexander Scholz