Menschenrechtlerin entführt und getötet
15. Juli 2009
In der russischen Konfliktregion Nordkaukasus ist die prominente Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa erschossen worden. Die Leiche der Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Memorial sei am Mittwoch (15.07.2009) in der russischen Teilrepublik Inguschetien gefunden worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau mit. Estemirowa sei durch mehrere Kopf- und Brustschüsse gestorben.
Wenige Stunden zuvor war sie in der benachbarten autonomen russischen Republik Tschetschenien entführt worden. Estemirowa sei am Mittwochmorgen nach Verlassen ihres Hauses von Unbekannten in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny in ein Auto gezerrt worden, hatte ein Memorial-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Moskau mitgeteilt.
Erinnerungen an Fall Politkowskaja
Die 50-jährige Aktivistin gilt ähnlich wie die 2006 getötete regierungskritische Tschetschenien-Reporterin Anna Politkowskaja als engagierte Kämpferin für die Menschenrechte im früheren Kriegsgebiet Tschetschenien. Estemirowa hatte seit 1999 Beweise über Menschenrechtsverletzungen in der Region gesammelt.
Estemirowa hatte die Öffentlichkeit nicht nur während des Tschetschenien-Krieges über die oft mit staatlicher Duldung begangenen Verbrechen an Zivilisten informiert. Sie half auch in den vergangenen Jahren Familien bei der Suche nach Angehörigen. Dabei gab es immer wieder Berichte über grobe Menschenrechtsverstöße wie Entführungen und Folter durch Staatsorgane. Zeugen berichten, Estemirowa sei seit Jahren Bedrohungen von Staatsorganen ausgesetzt gewesen. (rri/gri/dpa/afp)