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Mein Shanghai

4. September 2009

Das Leben in Shanghai kann einen ganz schön schlauchen, findet der junge Deutsche. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder eine kleine Auszeit zu gönnen. Zum Beispiel mit einer traditionellen chinesischen Massage.

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Lorenz Wagener in einem Massagesessel (Foto: DW)
Lorenz Wagener wartet auf seine Fuß- und NackenmassageBild: DW
Masseurin vor Füßen (Foto: DW)
Es sich einfach mal gut gehen lassen - die Masseurin macht's möglichBild: DW

Im Massagesalon um die Ecke schaltet Lorenz Wagener aus Nürnberg komplett ab. Die chinesische Massage ist die ultimative Entspannung für ihn: "Einfach dieses Nichtstun. Einfach sagen, auch das Nichtstun hat seine Daseinsberechtigung, das ist etwas sehr Schönes." Der 32-jährige Marketingprofi lebt seit sieben Jahren in der lauten, hektischen, chinesischen Wirtschaftswunderstadt Shanghai. Überall gibt es Baustellen und Lärm. Immer, rund um die Uhr, sogar nachts. "Wenn die Stadt sagt: okay, wir machen jetzt aus dieser Straße eine Allee mit 80 neuen Bäumen, dann machen die das, dann fangen sie das um 2 Uhr nachts an." Flugs werden zwei Flutlichtgeneratoren aufgestellt - "und zack wird mal einfach die ganze Straße umgegraben", erzählt Wagener. Am nächsten Tag wohne man dann auf einmal in einer Allee.

Gegensätze, die man aushalten muss

Masseurin massiert Wageners Nacken (Foto: DW)
Jetzt ist der Nacken dranBild: DW

Lorenz Wagener liebt die Gegensätze, die in der 18-Millionen-Metropole ungebremst aufeinanderprallen. Da ist die Neustadt Pudong mit ihrer gigantischen Skyline. Mittendrin der Jinmao Tower - der Lieblingswolkenkratzer des jungen Deutschen: "Von der Architektur her finde ich den unglaublich interessant. Man sagt Pagoden-Stil. Der hat einfach so viele verschiedene tolle Winkel, wo andere Hochhäuser symmetrisch und gleich sind." Es werde niemals langweilig, den Jinmao anzugucken.

Weg mit dem Alten - her mit dem Neuen. Pudong ist niegelnagelneu und liegt östlich des Huangpu-Flusses. Auf der westlichen Seite finden sich die Spuren der kolonialen Vergangenheit, vor allem im alten französischen Viertel. "Wenn man nur Beton sieht, egal, wo man hinguckt, dann bekommt man schon das Gefühl, dass es einen erdrückt. Aber jetzt zum Beispiel hier, wird sind jetzt an einer Kreuzung, und links und rechts sind nur Bäume zu sehen, es gibt überall kleine Cafás, Bars und Restaurants - das macht es einem dann auch wieder sehr schnell einfach, diese Stadt zu genießen."

Das Beste aus zwei Welten

Wagener auf Massageliege (Foto: DW)
Abschalten und nichts tunBild: DW

Die grenzenlose Vielfalt der Restaurants und der Menschen, die in Shanghai leben - das hat Wagener süchtig gemacht. Wenn er dann mal wieder zu Hause in Deutschland sei, vermisse er sein Leben in Shanghai. Dass er dann nicht wie an einem gewöhnlichen Freitagabend mit acht Leuten aus sieben verschiedenen Ländern essen gehe. Der Nürnberger will in Shanghai aber nicht nur in der internationalen Welt leben, sondern auch in der chinesischen Kultur heimisch werden. Er hat eine chinesische Freundin, lernt die Sprache und ihre Schriftzeichen und sitzt stundenlang in versteckten Teehäusern, in die sich sonst kein Ausländer verirrt. "Ich glaube, ich picke mir das Beste von beiden Welten raus. Man fühlt sich hier wirklich wohl. Man kann hier auch gerne einfach mal zwei, drei Stunden mit einem Buch sitzen und nur Tee trinken und gucken. Das ist eine Seite, die ich sehr schätze, und wo ich sage: mein Leben ist auch sehr chinesisch."

Fahrradfahren gehört dazu - doch gewusst wie!

Und was wäre China ohne Fahrradfahren. Lorenz Wagener wagt es: auch im tosenden Dauerstau Shanghais, wo jeder um sein Recht auf Vorfahrt kämpft. Er hat sich dafür Verhaltensregeln zurechtgelegt. Am besten, man fahre in einem Schwarm mit - mittendrin in der Menge, nicht vorneweg und nicht an der Seite. Einfach mitschwimmen mit der Menge. Das sei am sichersten im dichten Verkehr der chinesischen Megacity.

Autorin: Sandra Petersmann
Redaktion: Birgit Görtz