1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Mein Kampf"-Ausgabe wird Bestseller

27. Februar 2016

Seit ihrem Erscheinen Anfang Januar wurde die kritische Edition schon 24.000 Mal verkauft. Derzeit wird bereits die dritte Auflage in den Handel gebracht. Neonazis sollen kein besonderes Interesse an dem Buch haben.

https://p.dw.com/p/1I3HI
Die neue kritische Edition von Hitlers "Mein Kampf" (Foto: picture-alliance/dpa/M. Balk)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk

Diese Angaben machte das federführende Institut für Zeitgeschichte (IfZ). "Die Nachfrage ist durchaus da", sagte eine IfZ-Sprecherin in München. Das Institut hatte Adolf Hitlers Hetzschrift Anfang 2016 nach jahrelanger Arbeit als kritische Edition auf den Markt gebracht. Gegen das Projekt hatte es Widerstand unter anderem von Charlotte Knobloch gegeben, der Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Aus Rückmeldungen des Buchhandels wisse das Institut, dass das Werk in erster Linie von geschichts- und politikinteressierten Lesern gekauft werde, sagte die Institutssprecherin. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass Neonazis ein besonderes Interesse an dem Buch hätten. "Wobei ein Neonazi auch kein Vergnügen daran haben dürfte, es zu lesen. Insofern sollte es ruhig von ihnen gelesen werden."

150 Euro für gebrauchte Exemplare bei Amazon

Auf Amazon sind gebrauchte Exemplare für rund 150 Euro zu haben - das Dreifache des Verkaufspreises. Das Institut hatte dagegen laut Projektleiter Christian Hartmann die ersten 4000 Stück zu einem Preis von 59 Euro verkauft. "Der Preis demonstriert zwei Dinge: Wir wollen es nicht verschleudern und nicht in irgendwelche Bestseller-Listen kommen, aber wir möchten schon auch gelesen werden." In die Bestseller-Liste des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hat es das Buch dennoch geschafft. Schon eine Woche nach Erscheinen musste nachgedruckt werden. Bei der Präsentation am 8. Januar gab es nach Angaben Hartmanns bereits 15.000 Vorbestellungen.

Christian Hartmann, der Projektleiter der wissenschaftlichen Ausgabe"Hitler,Mein Kampf - Eine kritische Edition" (Foto:picture alliance/dpa/M. Müller)
Christian Hartmann betreut die wissenschaftliche AusgabeBild: picture alliance/dpa/M. Müller

Hitler hatte "Mein Kampf" 1924 während seiner Haftzeit in Landsberg geschrieben. Darin legte der spätere deutsche Diktator seine politischen Ansichten und Pläne dar. Als fanatischer Antisemit war Hitler Anhänger der "Rassentheorie". In dieser Weltsicht war die sogenannte "arische Rasse" - deren edelste Vertreter in Hitlers Weltanschauung die germanischen Völker waren - Begründer der menschlichen Kultur. Die Juden hätten eine "verderbliche Rolle in der Geschichte der Menschheit" gespielt.

Unkommentierte Ausgaben weiter verboten

In der Hetzschrift sind die Grundlagen für Hitlers spätere Eroberungspolitik angelegt, wie manchen Gegnern Hitlers schon früh auffiel. Das Buch wurde zunächst aber von den demokratischen Parteien nicht ernst genommen. Der erste Band erschien im Juli 1925, der zweite folgte im Dezember 1926. Bis Herbst 1944 erreichte "Mein Kampf" eine Auflage von 12,4 Millionen Exemplaren, dann gab es keine Neuauflage mehr. Die US-Militärregierung übertrug die Urheberrechte nach Kriegsende an den Freistaat Bayern, der als Rechtsnachfolger einen Nachdruck der Schrift in Deutschland bisher verhindert hatte. Die Urheberrechte liefen Ende 2015 - 70 Jahre nach dem Tod des Diktators - aus.

Die Justizminister der deutschen Bundesländer haben entschieden, dass eine unkommentierte Verbreitung von "Mein Kampf" auch nach dem Auslaufen der Urheberschutzfrist in Deutschland verboten bleiben soll. Bei kommentierten Ausgaben müsse man sich das im Einzelfall anschauen, hieß es aus dem bayerischen Justizministerium. Im Zweifel müssten dann Gerichte entscheiden. Anzeigen gebe es allerdings bislang nicht, sagte die IfZ-Sprecherin - ebenso wenig wie weitere kritische Ausgaben. "Uns ist bislang noch kein einziges Konkurrenzprodukt bekannt."

sti/cw (dpa)