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Mein Held des Monats! Bernhard Grzimek!

21. April 2009

Am 24. April wäre der Tierarzt, Tierfilmer, Tierschützer und Visionär 100 Jahre alt geworden. Er soll zwar auch eitel gewesen sein, harte Ellenbogen und mehrere Feinde gehabt haben. Egal! Rosa Brille erlaubt!

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Judith Hartl, WissenschaftsredakteurinBild: Christel Becker-Rau

Ich muss nur den Namen hören und schon setzt sich da ein verklärter Blick inklusive leicht dümmlichen Grinsens in meinem Gesicht fest...... Bernhard Grzimek. Ich habe ihn bewundert und beneidet. Und natürlich habe ich dem netten, recht bieder daherkommenden älteren Herr, der drei Jahrzehnte lang alle möglichen Tiere ins Fernsehstudio schleppte, alles, alles geglaubt. Dem Tier-Flüsterer, der sogar Geparden an der Leine ausführte. Große Augen! Oooooooh...! Das war so mit sieben, acht, neun Jahren. Den ganzen Sonntag-Nachmittag zappelte ich herum. Es war schlimmer als Pipi Langstrumpf oder Winnetou. Was würde mein Held wohl heute mitbringen? Gorilla-Baby? Hatte er erst! Python? War auch schon! Oder einen uaaaaah Löwe, der gefährlich in die in die Kamera brüllt??..... Kultsendung! "Ein Platz für Tiere" und Grzimeks unnachahmliches: "Guten Abend, meine lieben Freunde..." Hurra, ein Fischotter!

Bernhard Grzimek mit einem Otter
Bernhard Grzimek mit einem Fischotter in der Fernsehsendung 'Ein Platz für Tiere' (1956-1987)Bild: picture-alliance/ dpa

Oder mit 12: Da steckten mir Freunde meiner Eltern DAS BUCH zu: "Serengeti darf nicht sterben". Keine Ahnung, wie oft ich mich durch das Buch heulte. Beim Anblick der Wilderer-Trophäen, Papierkörben aus Elefantenfüßen oder im Kapitel über Michaels Tod. Am letzten Drehtag zum Oscar-prämierten Doku-Film "Serengeti darf nicht sterben" stürzte Grzimeks 24-jähriger Sohn ab. Mit dem kleinen Zebra-Propeller-Flugzeug, weil ihm ein Geier in die Quere kam...... Fortan schwärmte ich für den gutaussehenden Michael und wollte zuerst Tierärztin werden (klar, was sonst?!), dann Biologin. Beziehungsweise Zoologin, weil ich meine Bio-Lehrerin durch und durch grässlich und blöd fand. Das Buch lernte ich auswendig, konnte auf den ersten Blick Impalas von Thompson-Gazellen unterscheiden und ratterte die lateinischen Namen für Oryx (Oryx gazella) und Gnus (Connochaetes taurinus ) nur so herunter und lernte sogar ein paar Brocken Kisuaheli. Von Grzimeks Zoo war ich komischerweise bitter enttäuscht. So klein. Keine Ahnung, was ich erwartet hatte..... Serengeti mitten in Frankfurt?

Michael und Bernhard in der Serengeti Pressefoto Copyright Okapia
Bernhard und Michael Grzimek in der SerengetiBild: Okapia KG

Bernhard Grzimek war immer da. Immer um mich herum. Eifersüchtig musste er höchstens mal auf Konrad Lorenz sein. Oder auf Charles Darwin. Aber ich denke, er hätte Verständnis gehabt. Immerhin investierte ich mein gesamtes Taschengeld in seine Enzyklopädie, in seine Tierbücher, unterteilt in Säugetiere, Vögel, Amphibien und Reptilien. Während meines Studiums, Biologie und Biogeographie (was sonst!?) war dann die neue Grzimek-Säugetier-Enzyklopädie - in Leder gebunden und mit Goldrand...... yeaaaah!!! - DAS Statussymbol. Für sie überschuldete ich mich hemmungslos. Hab die fünf Bände mindestens zwei Millionen Mal durchgeblättert, nachgelesen, Bilder bestaunt. Bis heute sind sie meine Bibel! Auch wenn meine Lieblinge eher die "Krabbler" sind: Käfer, Heuschrecken und farbenprächtige Wanzen-Schönheiten ...

Autorin: Judith Hartl

Redaktion: Nils Naumann