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Mein deutsch-bengalisch-indisches Weihnachten

Das Gespräch führte Stephanie A. Hiller21. Dezember 2012

Erlebte Weihnachtsgeschichten: DW-Mitarbeiter aus aller Welt erzählen ihre persönlichen Geschichten zu Weihnachten. Heute von polierten Äpfeln und Weihnachtsbäumen.

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Weihnachtsbaum im Wohnzimmer (Photo: Privat: Debarati Guha)
Bild: Debarati Guha

Debarati Guha wurde 1975 in Kalkutta, Indien, geboren. Ihre Eltern stammen jedoch aus Bangladesch. 2005 kam sie nach Deutschland, zur Zeit lebt sie in Bonn. Sie ist Redakteurin der Bengali-Redaktion der Deutschen Welle.

Meine Familie kommt aus Kalkutta, und ich habe meine Kindheit auch zum größten Teil dort verbracht. Ich bin als Hindu geboren, und wir haben eigentlich kein Weihnachten, aber durch die britische Kolonialzeit ist diese Tradition auch zu uns gelangt. Weihnachten feiert man dort am 25. Dezember morgens mit Kuchen. Mein Vater hat immer einen Kuchen mit nach Hause gebracht, und wir hatten einen Weihnachtsbaum aus Plastik. In der Schule habe ich zwar gelernt, dass der Weihnachtsmann kommen und Geschenke verteilen sollte, aber ich habe leider nie etwas bekommen, weil meine Familie an diese Dinge nicht geglaubt hat.

Weihnachten in Deutschland

Geschenke gab es dann erst, als ich nach Deutschland kam. Ich war mit einem Deutschen verheiratet, und 2003 habe ich das erste Mal Weihnachten in Deutschland erlebt. Erst da wurde mir klar, dass es hier mit Weihnachten schon am 24. losgeht und zwar nicht mit einem Plastikbaum, sondern mit einem richtigen Baum.

Die Familie war nicht wirklich religiös, aber sehr deutsch. Deshalb war es eben ein richtiger Weihnachtsbaum mit richtigen Äpfeln und richtigen Kerzen. Und die Äpfel musste man mit Speck erst einmal sauber machen und polieren, bis sie schön glänzten. Das habe ich alles mitgemacht. Und auch die deutsche Weihnachtsmusik, die mir sehr gefallen hat. Aber der Höhepunkt waren natürlich die Geschenke – im Alter von 27 gab es zum ersten Mal in meinem Leben Geschenke zu Weihnachten.

Ein Herr am Tisch mit Gänsebraten zu Weihnachten (Photo: Privat: Debarati Guha)
Bild: Debarati Guha

Die Familie war protestantisch, und weil ich das einmal sehen wollte, sind wir dann in eine protestantische Kirche gegangen. Danach gab es dieses komplette Ritual mit Geige spielen und Fondue essen am Weihnachtsabend und am nächsten Tag mit Gänsebraten und so weiter. Das alles hat mich sehr beeinflusst. Ich lebe jetzt zwar allein, aber ich feiere Weihnachten immer noch mit einem richtigen Baum, nur jetzt eben mit Freunden. Und meine erste Weihnacht war eine weiße Weihnacht. Das werde ich auch nie vergessen, weil ich das als Kind immer in Büchern gesehen habe.

Adventskranz und Adventskalender

Seit ich in Deutschland bin, ist der Adventskranz ein Muss. Vier Kerzen sind super, aber mit einer Kerze mache ich das jetzt manchmal auch. Adventskalender find ich auch sehr toll. Vor allem in den ersten beiden Jahren hat mir das wirklich viel Freude bereitet. Jetzt mache ich das allerdings nicht mehr, ich schenke die Kalender eher Kindern, die haben mehr Spaß dran.

Dinner am Weihnachstabend (Photo: Privat: Debarati Guha)
Bild: Debarati Guha

Es hat sich aber auch alles ein bisschen verändert, weil ich eben nicht mehr im Familienkreis Weihnachten feiere, sondern mit Freunden. Da schenkt man sich keine Adventskalender. Seit ich in Deutschland lebe, vermisse ich das schon, dass ich nicht mehr mit der Familie feiere. Mit Freunden ist es auch schön, aber die Familienatmosphäre ist doch etwas ganz anderes, die wirklichen Familiensachen, also Lieder singen oder Geige spielen oder eben das gemeinsame Familienessen mit richtig vielen Leuten.