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Mein deutsch-australisches Weihnachten

Das Gespräch führte Stephanie A. Hiller17. Dezember 2012

Erlebte Weihnachtsgeschichten: DW-Mitarbeiter aus alles Welt erzählen ihre persönlichen Geschichten zu Weihnachten. Heute von kaltem und warmem Weihnachten.

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Im Bild: Fans im Sydney Cricket Ground schauen das Spiel Australien v Indien, Neujahr 2012 (Photo: Privat: copyright: Andre Leslie)
Bild: Andre Leslie

André Leslie ist 31 Jahre alt und kommt aus Sydney, Australien. Er lebt seit 2005 in Deutschland, und seine Familie kommt ihn hier regelmäßig besuchen. André Leslie aus der englischen Redaktion erzählt:

Mein erstes deutsches Weihnachten fand in Berlin in einer sehr kalten und einsamen WG statt, weil meine WG-Mitbewohner alle zu ihren Familien gefahren waren. Ich konnte die 16.500 Kilometer natürlich nicht über das Wochenende in meine Heimat fliegen. Zum Glück kam meine Cousine aus England, und wir haben es uns dann so gemütlich wie möglich gemacht. Wir Australier haben uns lustiger Weise bemüht, ein deutsches Essen zu kochen: Ente mit Rotkohl und Klößen. Das hatten wir noch nie gegessen, aber wir haben es probiert,und es hat gut geschmeckt.

Weihnachtsbaum und Kirche

Ich glaube, wir haben auch in letzter Minute einen Weihnachtsbaum gekauft. Es ist typisch australisch, dass man nicht so viel Wert auf die Adventszeit legt. Man kauft dann in letzter Sekunde am 22. oder am 23. Dezember schnell einen Weihnachtsbaum. Meine Cousine und ich haben einen auf einem verlassenen Parkplatz am Prenzlauer Berg gekauft.

Meine Familie ist zwar christlich, aber Weihnachten ist bei uns eher pragmatisch; also man kauft die Geschenke oft erst am 24. abends und überreicht sie dann am 25. Das muss man in Berlin natürlich anders machen. Wir sind an Heilig Abend zum Schlittschuhlaufen gegangen und haben uns gewundert, warum alles so leer dort war ...

Zwei Freunde bei einem Picknick am Strand in Australien. (Photo: Privat: copyright: Andre Leslie)
Der Heilige Abend 2011 am Strand in SydneyBild: Andre Leslie

Cricket zu Weihnachten

Über viele Dinge habe ich mich aber immer wieder gewundert: Zum Beispiel Kerzen auf dem Weihnachtsbaum, das würde es in Australien im Hochsommer nie geben. Und natürlich die ganze Abendstimmung am 24. Wir feiern eben erst am 25. Dezember. Ein Grund dafür ist das fünftägige Kricketturnier, das bei uns ab dem 26. beginnt. Das ist Tradition. Ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag wird durchgespielt - fünf Tage lang. Alle Australier haben in dieser Zeit Urlaub, und man schaut sich die Spiele gegen Indien oder England an. Viele gehen natürlich auch raus zum Strand oder grillen auf dem Balkon, aber alle haben immer wieder die Spiele im Blick. Das gehört auf jeden Fall zu Weihnachten. Es ist das einzige Sportevent zwischen Weihnachten und Silvester: Fünf Tage lang sind 80.000 Menschen im Melbourne Town Cricket Club, und alle anderen schauen sich die Spiele im Fernsehen an oder hören Radio.

Weihnachtsmärkte

Ich glaube, jeder Australier besucht mindestens einmal einen Weihnachtsmarkt, wenn er zu dieser Jahreszeit in Deutschland ist. Für uns ist Weihnachten traditionell ein Fest der nördlichen Hemisphäre und wir wissen, dass die Europäer sehr viel Wert darauf legen. Diese Weihnachtsstimmung spürt man hier wirklich am stärksten auf den Weihnachtsmärkten. Meine australischen Freunde reden ständig von Glühwein, wenn sie in Deutschland sind. Im Verhältnis zu Australien ist es hier ja auch richtig kalt.

Ich finde die Weihnachtsmärkte schon nett, aber ganz ehrlich, wenn man um Weihnachten herum frei hat und raus an den Strand gehen kann - das ist einfach besser. Ich höre hier immer: Um diese Zeit ist es doch so schön kuschelig. Weiße Weihnachten ist ein richtiger Mythos, aber letztendlich ist es doch zu kalt, um diese freie Zeit zu genießen, oder? Es sei denn, man ist in den Bergen und geht Skifahren.