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Kroatien sagt Nein zur Homo-Ehe

Dorothea Hohengarten1. Dezember 2013

Die Bürger Kroatiens haben sich in einem Referendum mehrheitlich gegen die Homo-Ehe ausgesprochen. In der Verfassung soll nun das christliche Eheprinzip festgeschrieben werden.

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Familie an Wahlurne (Foto: epa)
Bild: picture-alliance/dpa

Künftig steht in der Verfassung geschrieben, dass der Bund der Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau eingegangen werden kann. Nach Auszählung von mehr als zwei Dritteln der Stimmen spricht sich eine Mehrheit von gut 65 Prozent der Wähler für eine entsprechende Verfassungsänderung aus und knapp 35 Prozent dagegen.

Das Teilergebnis spiegelt den Trend der jüngsten Umfragen wieder: Sie sahen eine klare Mehrheit gegen die Homo-Ehe.

Angeschoben hatte das Referendum die konservativ-christliche Vereinigung "Im Namen der Familie", unterstützt auch von der katholischen Kirche. Diese hatte dazu aufgerufen, die Verfassungsänderung zu befürworten - und fast 90 Prozent der 4,2 Millionen Kroaten sind katholisch.

Mitte-Links-Regierung sieht Rückschritt

Die Mitte-Links-Regierung hatte bis zuletzt versucht, das Referendum zu verhindern. Sie lehnte die Initiative als diskriminierend ab. Stattdessen hatte sie einen Gesetzesentwurf für das Modell eingetragener Partnerschaften für homosexuelle Paare angekündigt. Das Referendum sei "traurig und sinnlos", sagte der kroatische Regierungschef Zoran Milanovic nach seiner Stimmabgabe am Sonntag. "Ich hoffe, dies ist das letzte Referendum über Themen, die den persönlichen Bereich der Familien betreffen, in den niemand eindringen sollte."

Unterschriftenaktion für die Verfassungsänderung (Foto: Getty)
Kampagne für die VerfassungsänderungBild: STR/AFP/Getty Images

Staatspräsident Ivo Josipovic hatte der Zeitung "Jutarnji list" gesagt, er werde mit "Nein" stimmen, weil die Organisatoren des Referendums Kroatien "um Jahrzehnte zurückwerfen" wollten.

Mehr Paraden, weiterhin Diskriminierungen

Künstler und Medien protestierten auch am Sonntag wieder gegen die Abstimmung, nachdem bereits am Samstagabend in Zagreb rund tausend für die Rechte von gleichgeschlechtlichen Paaren demonstriert hatten. Sie entrollten vor dem Parlamentsgebäude eine riesige Regenbogenfahne, das Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung.

Kroatiens Homosexuelle erzielten in den vergangenen Jahren einige Fortschritte. Die Teilnehmer der ersten Gay Pride im Jahr 2002 waren noch von Extremisten verprügelt worden. Mittlerweile finden regelmäßig Schwulen- und Lesbenparaden in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik statt. 2003 wurden homosexuellen Paaren die gleichen Rechte gewährt wie Heterosexuellen, die unverheiratet zusammenleben. Auch in den Medien wird Homosexualität inzwischen nicht mehr so stark tabuisiert.

Allerdings bekennen sich laut einer Umfrage nur 37 Prozent, also gut ein Drittel der kroatischen Schwulen und Lesben, zu ihrer sexuellen Orientierung. 74 Prozent der Homosexuellen sind demnach Opfer von Diskriminierungen, 17 Prozent haben auch körperliche Angriffe erlebt.

Menschen halten Luftballons in den Regenbogenfarben (Foto: ap)
Aktivisten bei der Homosexuellen-Parade Gay Pride 2012 in SplitBild: dapd

dh/kis (dpa, afp)