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Mehr NATO-Truppen für Afghanistan

Christoph Hasselbach, Istanbul30. Juni 2004

Für die afghanische Übergangsregierung wird es langsam eng. Bald stehen die Wahlen an und von Sicherheit im Land kann noch keine Rede sein. Praktisch in letzter Minute hat die NATO jetzt zusätzliche Truppen versprochen.

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Die NATO will mehr Truppen nach Afghanistan schickenBild: AP

Die NATO-Truppen sollen von rund 6500 auf 10.000 Soldaten aufgestockt werden. Auf diese Entscheidung reagierte der afghanische Übergangspräsident Hamid Karzai optimistisch - anders als viele Beobachter. Karsai hat der NATO in Istanbul für ihren Beitrag gedankt. Ihm geht es jetzt vor allem darum, den Wahltermin einzuhalten: "Da wir dem afghanischen Volk für September Wahlen versprochen haben und da wir diesen bemerkenswerten Erfolg bei der Erfassung der Wähler haben, müssen und sollten wir die Wahl auch im September abhalten." Das afghanische Volk rechne mit den Wahlen im September, sagte Karsai.

Karsai unter Druck
Übergangspräsident Karzai hofft auf Wahlen im SeptemberBild: AP

Viele Beobachter halten das für ein Vabanquespiel. Selbst mit den zusätzlichen Kräften, meinen sie, werde es keine ausreichende Stabilität für die Wahl geben. Andererseits befürchten Karsai und die NATO-Länder, eine weitere Verschiebung der Abstimmung werde die Demokratisierung Afghanistans unglaubwürdig machen.

Schatten über Istanbul

Die mutmaßliche Erschießung einer amerikanischen Geisel im Irak wirft einen Schatten auf Teilnehmer des NATO-Gipfels in Istanbul, die sich von der vorgezogenen Machtübergabe gerade eine gewisse Beruhigung des Landes erhofft hatten. Aber niemand hier wird sich Illusionen über die Auswirkungen des Schrittes gemacht haben, am wenigsten wohl Deutschlands Bundeskanzler Schröder. Er ist besonders vorsichtig, wenn es um militärisches Engagement im Irak geht, und er hat mit dafür gesorgt, dass die NATO-Rolle im Irak minimal ausfallen wird.

Der britische Premierminister Tony Blair dagegen, als Hauptverbündeter von US-Präsident Bush und Befürworter weiterer Militärpräsenz, sieht im Irak eine Schicksalsfrage mit Auswirkungen weit darüber hinaus: "Was im Irak passiert, der Kampf im Irak, der Kampf für den Irak und, wenn Sie so wollen, für seine Zukunft, ist im wahrsten Sinne die Front des Kampfes gegen Terrorismus und gegen die neuen Bedrohungen unserer Sicherheit."