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Mehr Hilfe für Aids-Kranke gefordert

23. Juli 2010

Zum Abschluss der Welt-Aids-Konferenz in Wien haben die Teilnehmer zu mehr Engagement im Kampf gegen die Krankheit aufgerufen. Alle Aids-Kranken müssten weltweit Zugang zu Medikamenten bekommen.

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Rote Schleife (Foto:dpa)
Seit Jahrzehnten das Symbol der Aids-Hilfe: die rote SchleifeBild: picture-alliance/dpa/DW

Derzeit werden 5,2 Millionen Aids-Patienten in Entwicklungsländern mit lebensverlängernden Medikamenten behandelt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen ist das aber nur ein Drittel der Kranken, die auf eine solche Behandlung angewiesen wären. Weltweit leben rund 33,4 Millionen Menschen mit HIV und Aids, davon zwei Drittel in Afrika südlich der Sahara.

Rechte hier und jetzt

Unter diesem Motto richtete die Konferenz das besondere Augenmerk auf die fortdauernde Diskriminierung und Stigmatisierung der Betroffenen. In weiten Teilen Afrikas trauen sich Frauen noch immer nicht, einen HIV-Test machen zu lassen, aus Angst, Freunde und Nachbarn könnten sich abwenden. Verschärfend, so Experten, komme hinzu, dass Frauen in einigen Ländern verurteilt werden könnten, wenn sie das HI-Virus an ihre Kinder weitergeben. Damit aber schließe sich ein Teufelkreis: Es würden weiter tausende Babys mit dem Virus geboren. Dies müsse aber nicht sein, weil es inzwischen Medikamente gebe, die eine solche Übertragung verhindern können.

Afrikanische Dorfgemeinschaft (Foto: DW)
Aidsaufklärung in SambiaBild: DW/ Scheschkewitz

Besonders von Diskriminierung betroffen seien weiterhin Homosexuelle, Prostituierte und Drogenabhängige. So stehe Homosexualität noch immer in rund 50 Ländern unter Strafe, sagte der Direktor der Aids-Abteilung der Weltgesundheitsorganisation, Gottfried Hirnschall. "Und die Ärzte befürchten, dass sie sich selbst strafbar machen, wenn sie Homosexuelle behandeln." Ähnliches gelte für Transsexuelle, Transvestiten und andere Menschen, die sich nicht in ihrer Geschlechterrolle zu Hause fühlten. Oftmals scheitere ihre Behandlung schon daran, dass die Ärzte nicht wüssten, ob sie die Betroffenen auf der Frauen- oder der Männerabteilung behandeln sollen.

Gefängniskrise verschlimmert Aids-Ausbreitung

Besonders schlimm ist die Lage in den Gefängnissen. Folter, Rechtlosigkeit, Überfüllung, sexuelle Gewalt, Drogen und extrem unhygienische Verhältnisse seien in vielen Gefängnissen an der Tagesordnung, sagte der Menschenrechtsexperte und unabhängige Berichterstatter der UN zu Folter und unmenschliche Bestrafung, Manfred Nowak. Deshalb sei die Rate der HIV-Infektionen in Haftanstalten deutlich höher als in der Normalbevölkerung. In der Ukraine seien nach Schätzungen ein bis zwei Prozent der Bevölkerung mit HIV infiziert. In den Gefängnissen seien es bis zu 30 Prozent der Insassen. In Südafrika sei das Verhältnis 18 zu 41 Prozent. Für die Betroffenen forderte Nowak Kondome, Spritzenaustauschprogramme und eine medizinische Behandlung. "Es gibt kein Gefängnis ohne Sex und kein Gefängnis ohne Drogen."

Geberstaaten müssen Zusagen einhalten

Frau mit gebrauchten Spritzen (Foto: DW)
Nadeltauschstelle bei der Aids-Konferenz in WienBild: DW/Don Duncan

Um den Zugang aller HIV-Patienten zu einer geeigneten Behandlung sicherzustellen, rief die Präsidentin der Internationalen Aids Gesellschaft, Françoise Barré-Sinoussi, die Politik auf, ihre abgegebenen Versprechen einzuhalten. An die Wissenschaft appellierte sie, einfachere, preiswertere und wirksamere Behandlungen zu entwickeln. Barré-Sinoussi war 1993 zusammen mit Luc Montagnier für die Identifizierung des HI-Virus mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet worden.

Die Deutsche Aids-Hilfe bezeichnete die Programme in Deutschland als vorbildlich. Defizite gebe es noch bei Migranten. Diese hätten oft keinen Zugang zu Aids-Aufklärung oder Behandlung, wenn sie keine Aufenthaltspapiere hätten.

Autor: Gerhard M Friese (dpa, afp, apn, epd, kna)
Redaktion: Hajo Felten

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