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Mehr als T-Shirts und Tourismus

Daphne Antachopoulos10. Februar 2005

Kleidung ist der Exportschlager aus Kambodscha. Mehr entwickelte Industrie gibt es nicht. Ausländische Unternehmen scheuen vor Investitionen im ehemaligen Bürgerkriegsland. Eine Konferenz soll die Investoren anlocken.

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Streikende Textilarbeiter in Phnom PenhBild: AP

Knapp sieben Jahre nach Ende des Bürgerkriegs mahlen die Mühlen in Kambodscha immer noch langsam. Ein Jahr hat es gedauert, bis die neue Regierung sich nach den letzten Wahlen im Sommer 2003 endlich gebildet hatte. Die Korruption in der Verwaltung ist nach wie vor groß, die Bestrebungen in Richtung "good governance" stocken und auch das Rechtssystem ist noch unvollständig. So etwas schreckt ausländische Unternehmen ab. Die Direktinvestitionen aus dem Ausland sind rückläufig. Dabei braucht Kambodscha dringend wirtschaftlichen Aufschwung.

Streikende Textilarbeiter in Kambodscha
'Erhöht unsere Löhne!'Bild: AP

Bislang war die Textilbranche der wichtigste Industriezweig. Der Textilexport macht etwa 40 Prozent der Gesamtwirtschaft aus. Das Textilabkommen "Multifibre Agreement" garantierte den Export der Ware.

Der Textilmarkt war bislang in Quoten aufgeteilt, jedes Land durfte nur entsprechend seiner Quote Textilien anbieten. Besonders starke Exporteure wie China oder Indien wurden dadurch gebremst, kleinere Produzenten wie Kambodscha oder Tunesien hatten bessere Chancen auf dem globalen Markt.

Doch Ende 2004 lief das Textilabkommen aus. Kambodscha muss sich nun ohne Handelserleichterungen gegen die Konkurrenz behaupten. Wenn jetzt nicht mehr investiert wird, könnten die knapp 200 Textilbetriebe ins Ausland abwandern. Außerdem braucht Kambodscha mindestens ein zweites industrielles Standbein. Um neue Investoren anzulocken, findet am 9. und 10. Februar eine internationale Konferenz in Phnom Penh statt.

Die globale Chance nutzen

Kambodscha: Unabhängigkeitsdenkmal in Phnom Penh
Unabhängigkeitsdenkmal in Phnom PenhBild: AP

Zusammen mit der Weltbank, dem US-ASEAN-Wirtschaftsrat, der EU-Kommission, der UNO und anderen Institutionen will die kambodschanische Regierung eine Wachstumsstrategie für ihr Land vorstellen. Die Veranstalter erwarten zahlreiche Unternehmensvertreter, die sich informieren wollen. Weltbankchef James Wolfensohn diskutiert mit den Teilnehmern über Wachstumsmöglichkeiten und Fair Trade. Und so schlecht sind die Möglichkeiten nicht in Kambodscha. Es gehört zwar zu den Least Developped Countries (LDC), also zu den etwa fünfzig ärmsten Entwicklungsländern auf dem Index der Welthandelsorganisation WTO. Trotzdem wurde es als erstes LDC in die WTO aufgenommen.

Pol Pot und die Folgen

Kambodscha Rote Khmer
Opfer der Roten KhmerBild: AP

Und das, obwohl sich Kambodscha noch von den Folgen der Herrschaft der Roten Khmer unter Pol Pot und von denen des Bürgerkriegs erholt. Massive finanzielle und technische Unterstützung aus dem Ausland hat das Land bereits bekommen. Von 1999 bis 2002 flossen 4,7 Milliarden US-Dollar, allein die Weltbank gab bislang 567 US-Dollar.

Die Regierung in Phnom Penh gibt sich alle Mühe, die politischen Reformen voranzutreiben. Die kambodschanische Marktwirtschaft unterliegt kaum staatlichen Restriktionen. Auch die Zölle sollen bis 2010 auf das Niveau der ASEAN Free Trade Area (AFTA) abgesenkt werden. Die Experten der Konferenz hoffen, dass mehr Investitionen im Land den Verantwortlichen zeigen, dass schnelle und umfassende Reformen unabdingbar sind.

Ökotourismus und Landwirtschaft

Angkor Wat in Kambodscha
Tourismusattraktion Tempelanlage Angkor WatBild: AP

Außerdem ist nicht nur die bestehende Textilindustrie ausbaufähig. Touristen haben das Land längst als Geheimtipp entdeckt. 800.000 Menschen besuchten 2003 das Land. Durch seinen Waldreichtum hat es ein großes Potential für den Ökotourismus. Außerdem muss die Land- und Forstwirtschaft – der bedeutendste nicht-industrielle Wirtschaftszweig – als Produktionsfaktor erweitert werden, meinen die Experten.