1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mehr als nur Lewandowski

Olivia Gerstenberger16. Juni 2016

Robert Lewandowski ist der Superstar bei Deutschlands stärkstem Gruppengegner Polen. Doch selbst wenn er ausfallen würde, blieben die Osteuropäer offensivstark. Ihr Ziel: die beste EM aller Zeiten zu spielen.

https://p.dw.com/p/1Ixz0
Fußball Nationalmannschaft Polen (Foto: picture-alliance/dpa/B. Zborowski)
Bild: picture-alliance/dpa/B. Zborowski

Déjà-vu in der Gruppenphase: Schon in der EM-Qualifikation traf Deutschland auf Polen und hatte seine liebe Mühe mit dem Team um Bundesliga-Torschützenkönig Robert Lewandowski vom FC Bayern München: Die "Bialo-Czerwoni" - die Weiß-Roten - setzten sich in Polen mit 2:0 gegen den Weltmeister durch, im Rückspiel behielt dann Deutschland mit 3:1 die Oberhand. Gegen die DFB-Elf gewann Polen in 20 Spielen nur dieses eine in der EM-Quali, dazu gab es sechs Remis und 13 Niederlagen. Beide Mannschaften treffen am 16. Juni im Stade de France aufeinander. Die "Adler", die sich knapp hinter dem Weltmeister als Gruppenzweiter qualifizierten, sind in der deutschen EM-Gruppe C die härtesten Widersacher im Kampf um den Gruppensieg.

Bei ihrer vierten EM-Teilnahme nach 1960, 2008 und 2012 wittern die erstarkten Polen die Chance auf Historisches: Das Viertelfinale zu erreichen, heißt das große Ziel. Zweimal scheiterte der Ausrichter der EURO 2012 zuletzt bereits in der Vorrunde, jeweils ohne einen einzigen Sieg errungen zu haben. Nun soll sogar ein Spiel in der K.o.-Runde überstanden werden. "Ich bin sehr glücklich, dass wir bei der EM dabei sind. Wir wollen zeigen, welch' großes Potenzial wir haben", kündigte Lewandowski selbstbewusst an, der auch Polens Kapitän ist.

Offensivstark - auch ohne "Lewy"

Wie die Testspiele eindrucksvoll zeigten, waren die Polen früh in Topform. Nach dem 5:0 gegen Finnland im März etwa offenbarte sich ihre Torgefährlichkeit - auch ohne ihren Top-Torjäger aus der Bundesliga, der über 60 Minuten geschont wurde und keinen der fünf Treffer erzielte: "Wir sind jetzt schon erstaunlich gut drauf, wie man an den Toren sieht, und wir haben noch ein bisschen Zeit bis zur EM", zeigte sich Lewandowski nach seinem 75. Länderspiel zufrieden. Nur zehn Spieler haben mehr Länderspiel-Einsätze für seine Nation auf dem Buckel.

Mit seinen 13 Toren in der Qualifikation schoss der Bayern-Stürmer sein Team fast im Alleingang in die Endrunde und zog dabei mit Rekordhalter David Healy aus Nordirland gleich. Seine 30 Treffer in der Bundesliga sprechen außerdem für sich, und mit dem Fünferpack in neun Minuten gegen den VfL Wolfsburg schrieb Lewandowski nicht nur Fußballgeschichte, sondern kam auch gleich vier Mal ins Guiness Buch der Rekorde. "Robert gibt unserem Spiel das besondere Etwas", erklärte Nationaltrainer Adam Nawalka, der vorne ein Luxusproblem hat: Wie Lewandowski spielten auch Arkadiusz Milik für Ajax Amsterdam und Kamil Grosicki für Stade Rennes jeweils die beste Saison ihrer Karriere.

Bundesliga-Duo in Polens Kader

Neben Lewandowski nominierte Nawalka aus der Bundesliga auch Lukas Piszczek von Borussia Dortmund. Dessen ehemaliger Mannschaftskollege Jakub Blaszczykowski (an den AC Florenz ausgeliehen), der Ex-Kölner Slawomir Peszko von Lechia Gdansk und der frühere Augsburger und Leverkusener Arkadiusz Milik (Ajax Amsterdam) sind ebenfalls dabei. Nicht in den endgültigen EM-Kader schafften es der Stuttgarter Torhüter Przemyslaw Tyton und Stürmer Artur Sobiech von Hannover 96.

Lewandowski (r.) bei seinem Quali-Tor gegen Deutschland (Foto: REUTERS/Ina Fassbender)
Vor ihm muss man sich in Acht nehmen: Lewandowski (r.) bei seinem Tor in der EM-Qualifikation gegen DeutschlandBild: Reuters/I. Fassbender

Die Hoffnungen der Polen ruhen aber nicht allein auf Lewandowski. Auch Mittelfeld-Ass und Europa-League-Sieger Grzegorz Krychowiak vom FC Sevilla sowie Kamil Glik vom FC Turin gelten als Stützen des Teams. Pech hatte Mittelfeldspieler Paul Wszolek vom italienischen Erstligisten Hellas Verona: Er brach sich im Trainingslager den linken Arm und fällt für die EM aus.

Großer Nationalstolz

In der Heimat genießen die "Bialo-Czerwoni" mittlerweile hohes Ansehen: Nach der erfolgreichen Qualifikation bedankte sich Staatspräsident Andrzej Duda bei jedem Spieler per Handschlag - im Gegensatz zu Wirtschaft und Politik macht das Nationalteam aktuell sehr gute Werbung für sein Heimatland. Und so sind die Hoffnungen auf eine erfolgreiche EURO sehr groß, besonders, weil man bereits in der Qualifikation den Weltmeister ärgern konnte. Warum dann nicht auch bei der EM für eine Überraschung sorgen? Mit einem Ausnahmekönner wie Lewandowski im Team, der den Unterschied machen kann, könnte das durchaus gelingen.