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Mehr als 710.000 Flüchtlinge erreichen EU

13. Oktober 2015

Bis September sind etwa eine Dreiviertelmillion Hilfsbedürftige in die EU gekommen. Vor allem griechische Inseln sind laut EU-Grenzschutzagentur Frontex von einem "noch nie dagewesenen Zustrom" betroffen.

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Ein syrischer Flüchtling mit seiner Tochter auf der griechischen Insel Lesbos (Archivfoto: rtr)
Ein syrischer Flüchtling mit seiner Tochter auf der griechischen Insel Lesbos (Archivbild)Bild: Reuters/D. Michalakis

Allein im August sind an den EU-Außengrenzen 190.000 Menschen gezählt worden, wie der Chef der EU-Grenzschützer, Fabrice Leggeri, in Warschau mitteilte. Im September waren es noch 170.000 Migranten. Insgesamt kamen von Januar bis einschließlich September mehr als 710.000 Flüchtlinge in die Europäische Union, in der Hoffnung auf ein Leben ohne Gewalt und Krieg. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 282.000 Menschen.

Die meisten Asylbewerber in diesem Jahr strandeten nach Angaben des Frontex-Direktors an griechischen Inseln in der Ägäis. Noch im September kamen 49.000 Migranten, ein Großteil von ihnen stammt aus Syrien. Insgesamt trafen über die Türkei in Griechenland und damit in der EU laut UN-Flüchtlingskommissariat mehr als 450.000 Migranten ein.

Flüchtlinge warten auf der griechischen Insel Kos auf ihre Tagesmahlzeit (Foto: dpa)
Flüchtlinge warten auf der griechischen Insel Kos auf ihre Tagesmahlzeit (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/S. Palacios

Über Libyen nach Italien - so Frontex weiter - kamen im September aufgrund schlechteren Wetters und wegen fehlender Boote etwa 12.000 Flüchtlinge, halb so viele wie im August. In Ungarn wurden bis Ende September in diesem Jahr insgesamt 204.000 Flüchtlinge gezählt.

Griechenland und Italien brauchen dringend Hilfe

Leggeri rief zwei Tage vor dem EU-Gipfeltreffen in Brüssel ein weiteres Mal zu mehr Hilfe auf. Die Küstenwachen müssten verstärkt werden, um die EU-Außengrenzen angesichts des beispiellosen Zustroms besser kontrollieren zu können. "Es wird dringend Unterstützung gebraucht, vor allem für Griechenland und Italien." Nur dann könnten alle Ankömmlinge registriert und identifiziert werden. Der Frontex-Chef hat bei der EU bereits mehr als 700 zusätzliche Grenzbeamte angefordert.

Athen gegen gemeinsame Patrouillen mit der Türkei

Derweil lehnt Griechenland gemeinsame Kontrollen mit türkischen Sicherheitskräften in der Ägäis zur Entschärfung der Flüchtlingskrise ab. Darüber könne man weder nachdenken noch diskutieren, teilte das Außenministerium in Athen mit. Die Behörde bezog sich auf Berichte der vergangenen Tage, nach denen die EU-Kommission mit der Türkei einen solchen Aktionsplan zur Grenzsicherung erarbeitet hat. Griechenland und die Türkei streiten sich seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis.

Migranten in einem Flüchtlingslager in der Tschechischen Republik (Foto: CTK)
Migranten in einem Flüchtlingslager in der Tschechischen RepublikBild: picture-alliance/dpa/L. Zavoral

Die deutsche Regierung mahnte mit Blick auf den am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel abermals Geschlossenheit an. "Ich sehe momentan noch zu viele nationale Interessen", beklagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD). Europa dürfe nicht weiter an Glaubwürdigkeit verlieren. Bereits gefasste Grundsatzbeschlüsse zu Ankunftszentren in Italien und Griechenland sowie zur Verteilung von Flüchtlingen auf alle EU-Staaten müssten "jetzt endlich auch in konkrete Schritte münden".

se/sti (dpa, afp, rtre, kna)