1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mehr als 40 Tote bei Unruhen in Bangladesch

1. März 2013

Das Todesurteil gegen einen islamistischen Politiker hat in dem südasiatischen Land heftige Reaktionen seiner Anhänger ausgelöst - zumal die ihm zur Last gelegten Taten mehr als vier Jahrzehnte zurückliegen.

https://p.dw.com/p/17oRO
nhänger dder Partei Jamaat-e-Islami lieferen sich in Chittagong Straßenschlachten mit der Polizei
Bild: Reuters

Nach dem Todesurteil gegen einen islamistischen Führer ist es in Bangladesch zu schweren Ausschreitungen mit mindestens 42 Toten gekommen. Zudem wurden nach Angaben der Polizei und der Gesundheitsdienste etwa 300 Menschen verletzt. In der Hauptstadt Dhaka waren rund 10.000 Polizisten im Einsatz.

Sayedee auch bekannter Prediger

Das Todesurteil gegen den Vize-Chef der Jamaat-e-Islami-Partei, Delwar Hossain Sayedee, wurde mit Gräueltaten während des Unabhängigkeitskriegs 1971 begründet. Sayedee sei für Massentötungen, Vergewaltigungen und andere Taten verantwortlich und in acht von 20 Fällen für schuldig befunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Verurteilte wies die Anschuldigungen als das Werk von "Atheisten" und Anhängern der Regierung zurück. Jamaat-e-Islami rief zu einem landesweiten Generalstreik auf, um der Forderung nach Freilassung ihres Anführers Nachdruck zu verleihen. Dabei kam es zu den Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Der Vize-Chef der Jamaat-e-Islami-Partei, Delwar Hossain Sayedee (Foto: Stringer/AFP/Getty Images)
Soll wegen Gräueltaten im Unabhängigkeitskrieg gegen Pakistan gehängt werden: Delwar Hossain SayedeeBild: Stringer/AFP/Getty Images

Das Todesurteil gegen Sayedee wurde vom sogenannten internationalen Strafgericht für Bangladesch (ICT) verhängt, das nicht unter Schirmherrschaft der UN steht. Sayedee ist auch einer der bekanntesten islamischen Prediger des Landes. Nach Überzeugung des Gerichts gehörte er während des Unabhängigkeitskriegs einer brutalen pro-pakistanischen Miliz an. Er soll auch mitverantwortlich dafür sein, dass damals 25 Häuser von Hindus niedergebrannt wurden. Nun soll er gehängt werden.

Unabhängigkeitskrieg bis heute umstritten

Die Vorgänge während des Unabhängigkeitskrieges gegen Pakistan vor mehr als vier Jahrzehnten sind in Bangladesch bis heute äußerst umstritten. Nach Darstellung der Regierung wurden damals drei Millionen Menschen getötet. Für die Gewalt werden unter anderem islamistische Milizen verantwortlich gemacht, die im Auftrag Pakistans tätig gewesen sein sollen. Andere Schätzungen gehen von 300.000 bis 500.000 Toten aus.

Das Urteil gegen Sayedee ist nur eines in einer ganzen Serie von Prozessen gegen führende Vertreter der Islamisten. Anfang Februar wurde der Sayedee-Vertraute Abdul Qader Molla zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei anschließenden Ausschreitungen wurden 16 Menschen getötet. Es sind noch acht Prozesse gegen Jamaat-Politiker anhängig.

sti/GD (afp, apd)