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300 Flüchtlinge im Mittelmeer vermisst

11. Februar 2015

Neues Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: Nach Angaben der Vereinten Nationen werden mehr als 300 Menschen vermisst, neun konnten gerettet werden. Ihre Berichte lassen das Schlimmste vermuten.

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Italien Flüchtlinge im Hafen von Lampedusa
Bild: picture-alliance/epa

Acht Meter hohe Wellen, Temperaturen knapp über null Grad und hoffnungslos überladene Schlauchboote. So beschreibt die italienische Küstenwache die Situation, die offenbar zur jüngsten Flüchtlingstragödie geführt hat. Insgesamt hätten sich drei Schlauchboote mit jeweils rund 100 Menschen an Bord auf die Überfahrt von Libyen nach Italien gemacht. Auf einem waren zu Beginn der Woche 29 Menschen erfroren.

Auf den beiden anderen Booten sollen insgesamt mehr als 200 Flüchtlinge gewesen sein. "Von diesen überlebten nur neun", teilte die Sprecherin des UN-Flüchtlingswerks UNHCR, Carlotta Sami, mit. Sie bezog sich dabei auf Angaben dieser neun Überlebenden, die nach vier Tagen gerettet wurden. (Artikelbild) "Die anderen hat das Meer verschluckt. Es ist eine schreckliche Tragödie", sagte Sami. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, haben die Überlebenden der Katastrophe sogar von insgesamt vier Booten gesprochen, so dass die Zahl der Opfer weit über 300 steigen könnte.

Flucht unter Lebensgefahr

Bei den Flüchtlingen soll es sich zum Teil um Libyer handeln. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Flüchtlinge (IOM) sprachen die Überlebenden Französisch, so dass anzunehmen sei, dass sie aus westafrikanischen Ländern wie Elfenbeinküste und Senegal stammten.

Das jüngste Drama setzt die Serie von Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer fort. Die Insel Lampedusa steht seit den beiden Schiffsunglücken im Oktober 2013 mit mehr als 350 Toten sinnbildlich für das Problem der zunehmenden Flüchtlingsströme nach Europa. Danach hatte Italien die Rettungsmission "Mare Nostrum" ("Unser Meer") ins Leben gerufen, die in den folgenden Monaten Tausende Schiffbrüchige in Sicherheit brachte. Trotzdem starben viele Hundert während der Überfahrt in oft seeuntüchtigen Booten an Erschöpfung, verdursteten oder ertranken.

Im vergangenen Jahr wurde "Mare Nostrum" von der EU-Grenzschutzmission "Triton" abgelöst. Das UN-Flüchtlingswerk kritisierte das Programm jedoch als unzureichend.

Wie das italienische Innenministeriums mitteilte, kamen allein im Januar mehr als 3500 Flüchtlinge nach Italien. Selbst Winterstürme halten die verzweifelten Menschen nicht von den gefährlichen Überfahrten ab.

mak/sti (afp, dpa, rtr)