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Mehr als 1200 Cholera-Tote in Angola

17. Mai 2006

Die Cholera-Epidemie in Angola hat nach Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" bisher mehr als 1200 Menschen das Leben gekostet. 34.000 Angolaner sind daran erkrankt. Die Epidemie breitet sich weiter aus.

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Ein krankes Kind in Angola wird behandeltBild: AP

Wie die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) am Mittwoch (17.5.2006) im südafrikanischen Johannesburg mitteilte, steigt die Zahl der Todesopfer trotz zahlreicher Gegenmaßnahmen weiter an. Nach Angaben des Leiters der Ärzte-Organisation in Angola, David Noguera, sind bisher mehr als 34.000 Angolaner an Cholera erkrankt. Die Krankheit breite sich vor allem in den großen Städten weiter aus.

Noguera forderte die internationale Gemeinschaft zum verstärkten Kampf gegen den Krankheitserreger auf. Zusätzliche Maßnahmen und Mittel seien notwendig, um die Epidemie einzudämmen. In den Elendsvierteln der großen Städte fehlten sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen. Auch Kläranlagen seien nicht vorhanden. Seit dem Ausbruch der Epidemie im Februar wurde die Cholera in elf der 18 angolanischen Provinzen nachgewiesen.

"Mehrere Millionen Menschen sind bedroht"

Nach Angaben des Länder-Koordinators der internationalen Hilfsorganisation MSF, Richard Veerman, in Johannesburg sei die Hilfe von Regierung und Organisationen nur schleppend angelaufen. Der Höhepunkt der Epidemie sei noch nicht in Sicht. "Mehrere Millionen Menschen sind bedroht. Allein gestern sind 31 Infizierte gestorben."

Cholera in Angola - Kinder beim Wasserholen
Kinder beim Wasser holen in AngolaBild: AP

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe zwar sieben Experten ins Land entsandt, doch sei deren Arbeit noch nicht über Planungsstadium hinaus gekommen. Eine Vertreterin vom Internationalen Verband des Roten Kreuzes (ICRC) sagte finanzielle und personelle Hilfe für Angola zu. Die MSF forderte die Regierung auf, in allen betroffenen Gebieten sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen. Andernfalls könnte die Epidemie in dem westafrikanischen Land noch für Monate mit gleicher Stärke anhalten. Die Hygiene sei nach sintflutartigen Regenfällen im Februar sowie durch das weitgehende Fehlen eines Wassersystems der Armutsviertel beeinträchtigt.

Kontaminiertes Wasser

Zudem sei ein von der MSF begonnenes und 1999 vom UN-Kinderhilfswerk UNICEF übernommenes Desinfektionsprogramm für Wassertankwagen Ende 2005 ausgelaufen. Sie sichern die Trinkwasserversorgung in den aus allen Nähten platzenden Elendsvierteln der Hauptstadt Luanda. Bei Proben habe sich herausgestellt, dass nur wenige von ihnen mit Chlor desinfiziert worden seien. Cholera-Erreger seien auch in Fisch aus der Bucht von Luanda entdeckt worden, wo das Gewässer ebenfalls kontaminiert sei.

Täglich treten nach MSF-Angaben 500 bis 700 Neuinfektionen auf. In Luanda leben mehr als 4,5 Millionen Menschen, gut zwei Drittel von ihnen in Elendsvierteln ohne Zugang zu fließendem Wasser. In dem einstigen Bürgerkriegsland sind die Menschen vor dem Friedensschluss 2002 auch innerhalb Angolas kaum gereist. Daher konnte sich die Krankheit kaum außerhalb von Luandas Elendsvierteln ausbreiten. Entsprechend gibt es in der Bevölkerung heute wenig Widerstandskraft gegen die Erkrankung und geringes Wissen über den Schutz davor. (kap)