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Aids in der EU

Bernd Riegert1. Dezember 2007

Die Rate der HIV-Neuinfektionen in Afrika südlich der Sahara und Indien sinkt, in Europa aber steigt sie an. Wie ist das zu erklären?

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Rote Aidsschleife auf schwarzem Grund. (Foto: DW)
Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und Aids-Kranken
"Ich bin 46 Jahre alt. Mein Name ist Per Hendrik, ich lebe in Kopenhagen und arbeite für eine internationale Organisation. Ich bin jetzt seit über 20 Jahren HIV-positiv." Per Hendrik hat früh erfahren, dass er infiziert ist und konnte sich rechtzeitig behandeln lassen. Seine Chancen noch lange zu leben, sind nicht schlecht. Er spart für die Rente, sagt er schmunzelnd, auch wenn viele Freunde das nicht verstehen. HIV-Aids ist in der EU schon lange kein Todesurteil mehr. Das hat aber auch ungewollte Nachteile, glaubt Per Hendrik: "Die Leute denken, wenn man nur seine Pillen nimmt, ist alles klar. Aber sie sehen nicht, welche mentalen Probleme es gibt. Und du hast Schwierigkeiten mit der Versicherung, auf Reisen oder sogar wenn du einen Bankkredit möchtest." Infektionsrate nimmt zu Trotz des medizinischen Fachwissens um HIV-Aids nimmt die Infektionsrate in Europa zu. 760 000 Menschen in der EU tragen das Virus in sich. 2,4 Millionen Menschen sind es in ganz Europa einschließlich der zentralasiatischen Staaten und Russland. Der litauische Abgeordnete im Europäischen Parlament Georgs Andrejevs fordert Aufklärungskampagnen und mehr Hilfen für die Ukraine, Weißrussland, Russland und die baltischen Staaten, die galoppierende Infektionsraten aufweisen: "Die Zahl der Neuinfizierten in allen Mitgliedsstaaten steigt. Das größte Problem haben wir gleich in unserer Nachbarschaft, wo die Rate der Neuinfektionen für diese Pandemie die höchste in der ganzen Welt ist." Unwissen der Infizierten
Einer liegenden Frau wird beim Trinken geholfen. (Foto: AP Photo/Efrem Lukatsky, file)
Die Ukraine gehört zu den Ländern mit der höchsten Neuinfektion mit dem HI-Virus.Bild: AP

Rund die Hälfte aller Infizierten in Europa weiß überhaupt nicht, dass sie das Virus in sich tragen. HIV-Aids ist schon lange nicht mehr nur ein Problem für Homosexuelle. Die Verbreitungswege für den HI-Erreger sind in jedem Land anders, sagt Jeff Lazarus vom Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen: "In Osteuropa liegt es an Drogenbestecken, die geteilt werden. In Westeuropa steigt die Infektionsrate durch homosexuellen Sex an. Die Mehrzahl der Übertragungen geschieht durch heterosexuellen Kontakt, hauptsächlich durch Einwanderer, die in ihren Herkunftsländern infiziert wurden und in Europa getestet werden." Bei der Deutung der Zahlen, sei also Vorsicht geboten, so Lazarus.

Die Fachleute und Betroffenen aus der EU, die sich in Brüssel getroffen haben, fordern vor allem wieder Aufklärungskampagnen an Schulen und einfachere Möglichkeiten, sich testen zu lassen. "Die Leute denken, das Problem ist gelöst. Aber das stimmt nicht", meint Anna, eine Teilnehmerin aus Polen. "Wir brauchen viel mehr Information, besonders für junge Leute. Ich kann sagen, im meinem Land gibt es gar nichts darüber. Die Leute denken, das ist nicht unser Problem."

"Große Herausforderungen für Europa"

Ein gelbes und ein rotes Kondom mit Heiligenschein und Teufelsohren darauf. Darüber steht: "Für Engelchen und Teufelchen" (Foto: Motiv aus der Aids-Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
"Mehr Aufklärung" fordern Fachleute und Betroffene.Bild: bzga

Die EU versucht seit mehreren Jahren Aufklärungskampagnen, die kostenlose Abgabe von Kondomen und kostenlose HIV-Tests zu fördern, nicht nur in den eigenen Mitgliedsstaaten, sondern auch bei den östlichen Nachbarn. Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV-AIDS sollen angegangen werden. Doch das ist ein mühsames Bohren dicker Bretter, gibt der EU-Gesundsheitskommissar Markos Kyprianou zu: "Vor Europa liegen noch große Herausforderungen.“