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Megatrends und individuelle Wohnkultur auf der IMM in Köln

Gaby Reucher19. Januar 2016

Möbel müssen heute mehr als nur gefallen. Praktisch, individuell und ökologisch sollen sie sein. Wie das geht, zeigt die Internationale Möbelmesse "IMM Cologne" in Köln.

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Deutschland, Möbelmesse IMM in Köln
Bild: DW/G. Reucher

Elf globale Megatrends beeinflussen unsere Gesellschaft. Neu ist diese Erkenntnis zwar nicht, aber für die Möbelindustrie ist sie hilfreich. Megatrends sind Strömungen, die in der gesamten Zivilisation in den unterschiedlichsten Regionen der Welt zu beobachten sind. Schon zu Beginn der 1980er Jahre hat der US-amerikanische Forscher John Naisbitt diesen Begriff in die öffentliche Diskussion gebracht. Auch heute noch macht sich die Möbelindustrie seine Erkenntnisse zunutze.

Gerade die Deutschen legen Wert auf Wohnkultur. In Europa sind sie Weltmeister beim Möbelkauf, dabei sind 39 Prozent der Möbel sogar "Made in Germany". Das Tief, das nach der Finanzkrise 2008 auch die Möbelindustrie erfasste, scheint überwunden zu sein. Auch deutsche Möbeldesigner wissen um die Megatrends und machen weltweit Karriere. Einige von ihnen zeigen ihre neusten Kreationen auf der IMM Cologne.

Megatrends und Lebensgefühl

Zu den Megatrends gehören Entwicklungen, die durch Begriffe wie Urbanisierung, Informationsgesellschaft, Ökologie oder Gesundheit geprägt sind. Ursula Maria Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie hat sich näher mit den Auswirkungen der Megatrends auf das Möbeldesign beschäftigt. "Der Trend der Neo-Ökologie zielt zum Beispiel darauf, Ressourcen zu schonen und Möbel nachhaltig zu produzieren." Daraus wiederum ergebe sich der Trend zu natürlichen Hölzern. Wer über die Kölner Möbelmesse geht, wird es bemerken: Fast überall gibt es Holzmöbel in allen Facetten von massiven Tischen und Bänken bis hin zu filigranen Beistellmöbeln und Regalen.

Zwei Männer sitzen auf einer kleinen Couch, daneben ein zierlicher Beistelltisch. Foto: Gaby Reucher
Platzsparende Möbel im Retrolook sind inBild: DW/G. Reucher

Ein anderer Megatrend ist die Urbanisierung. "Da braucht man pfiffige Ideen für kleine Wohnungen", meint Ursula Maria Geismann. Denn immer mehr Menschen weltweit ziehen vom Land in die Städte. Das wiederum beeinflusst den Preis und die Größe des Wohnraums. "Man sieht auch auf dieser Möbelmesse, dass weniger die großen Wohnlandschaften mit riesigen Sofas angeboten werden", beobachtet die Möbelexpertin, "stattdessen sind kleinere Möbel gefragt, die man auch umwandeln kann". Modern ist deshalb gerade in Deutschland wieder das sogenannte "Midcentury Design" der 1940er bis 1960er Jahre. Nach dem zweiten Weltkrieg musste man sparsam mit Material umgehen. Es entstanden kleine bewegliche Möbel, die jetzt wieder modern sind. Diese Möbel kommen auch dem Megatrend der Mobilität in unserer Gesellschaft zugute.

Trendmöbel bei der IMM sind wandelbar

Manche Möbel bedienen gleich mehrere Megatrends, wie etwa höhenverstellbare Tische, bequeme Stühle und Sessel oder helle Lichtquellen. Bei solchen Objekten geht es zum einen um den Megatrend Gesundheit und zum anderen um die "Silver Society", die ältere Generation, die nicht nur in Deutschland von einer Minderheit zur Mehrheit wächst. Auch unsere Arbeitssituationen verändern sich ständig und damit auch der Bedarf an neuen Möbelkonzepten. Wer durch Computerarbeit viel am Schreibtisch sitzt, arbeitet auch gerne mal im Stehen oder möchte zu Hause sein Homeoffice nach der Arbeit einfach zusammenklappen. Wohn- und Arbeitsbereich verschmelzen ebenso wie Küche und Essbereich. Ein Trend, der sich auch bei vielen Möbeln auf der IMM Cologne zeigt.

Viele Schirmlampen an einer Wand sind durch Kupferrohre verbunden, in denen die Kabel stecken. Foto: Gaby Reucher
Licht, ein wichtiges Thema in diesem Messejahr. "Light Forest" heißt diese Installation von "Ontwerpduo"Bild: DW/G. Reucher

Welche Möbel aber letztendlich gekauft werden, das hängt natürlich nicht nur von den Megatrends ab, sondern auch von der eigenen Kultur eines Landes und der veschiedenen Bevölkerungsgruppen. Da passen große Sitzsäcke vielleicht nicht zum japanischen Livestyle und Lampen aus einem einfachen Drahtgestell nicht zur Vorstellung von deutscher Gemütlichkeit. Ein weiterer Faktor sind dabei auch die wirtschaftlichen Verhältnisse einer Region. Denn gerade Designermöbel sind – auch wenn sie noch so klein und beweglich daherkommen – längst nicht für jeden erschwinglich.